Ich bin leidenschaftlicher Radiohöhrer, besonders im Auto. Und da besonders gern Bayern2 und den Deutschlandfunk. Welches Programm mich dann auf Jack Londons „Die Reise mit der Snark“ gebracht hat, weis ich nicht mehr. Jedenfalls war die Rezension auf UKW so genial, dass ich mir bei passender Gelegenheit diese Reisereportage geholt habe. Ich wurde nicht entteuscht, das Büchlein ist sehr unterhaltsam und wirklich lesenswert.
Worum gehts?
Was braucht man, um auf die Schnapsidee zu kommen, ein Schiff zu bauen, damit nach Osten den Pazifik zu überqueren und dann einmal komplett die Welt zu umrunden? Jack Lonon brauchte dazu Wein, Weib, Swimmingpool und ein paar total verrückte Freunde.
Die Reise sand aber von anfang an unter keinem guten Stern. Das fing schon bei der Jacht an, die alles andere als Hochseetüchtig war und sich bei Sturm nur wiederwillig Steuern ließ. Der Hilfsmotor funktionierte nie richtig, das Schiff lief leicht voll, das Gewinde vom Motor zur Ankerkette war in Metall gegossener Pfusch, das Geld fehlte ständig…
Dann die Crew: Ein Koch, der nicht kochen kann und zusammen mit dem Kabinenjungen über der Reling hängt (beide werden in Hawaii ausgetaucht), einen Navigator, der von Navigieren keinen blassen Schimmer hat und felsenfest davon überzeugt ist, im innertern einer Hohlerde zu leben…
Dann die handtellergroßen Kakalaken, die nächtens die in Samoa von Fieber und Geschwühren geplagten Weltumsegler anknappern…
Zuletzt dann der Abbruch, weil an Bord keiner mehr richtig Arbeiten kann und die Mannschaft vom Fieber geschüttelt in den Kojen bleibt. Alles in allem… ein toller Tripp!
In meinen Augen sind die Highligts des Buches die Kapitel über den könlichen Sport des Surfens, den Jack auf Hawaii rlernte und dank diesen Büchleins im Westen bekannt machte, das Kapitel über die Lebrakolonie auf Hawaii, die er als Paradis auf Erden beschrieb und das Kapitel über Navigation, bei der man die Verzweiflung schier greifen kann, wenn Jack endlich, endlich seine Position mit 184°W Länge angeben kann, um dann von der zweifelnden Stimme in seinem Kopf erinnert zu werden, dass es nur jeweils 180 Längengrade nach West und Ost gibt. Zeitzohnenrechnen und Himmelsrichtungen bestimmen sind schon schwer, besonders wenn 1) die Uhr falsch geht und 2) beide Kompasse jeweils einen anderen Punkt als Norden angeben.
Was bringts fürs Rollenspiel
ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir sind als Rollenspieler und Spielleiter bisher immer nur zwei arten von Schiffsbesatzungen untergekommen, mit denen die Helden während Seefahrtsabenteuern (z.B. der Lamea-Kampagne, bei Bahamuths Ruf u.v.m). Zum Einen der disziplinierte, erfahrene Haufen, angefuhrt von einem kühnen, starken, fähigen Kapitän, zum Anderen die besatzung einens Seelnenverkäufers: weniger Disziplin, aber dafür Erfahrung und Brutalität. Jetzt kommt eine neue Gruppe hinzu: die Stümper. Von nichts eine Ahnung, davon aber reichlich und eine Priese Naivität. Das Buch wird auf jeden Fall mein Rollenspiel bereichern.