Fantastische Medienumschau – Kinderserien und ein Buch von Caspers in der Rezension

Ich bin ja, dank meiner Kinder, auch am Kinderserien gucken. Dabei sind mir ein paar Serien aufgefallen, über die ich sprechen will. Zum Teil, weil ich die Serien richtig gut finde, zum Teil weil sie mit Rollenspiel zu tun haben… zumindest im weitesten Sinne.

 

Von Indianern und Rittern

Yakari

Alles Gute zum Geburtstag, Yakari. Seit 10 Jahren läuft auf dem KIKA diese Serie. In Yakari geht es um einen kleinen Sioux. Der von seinem Totemtier, Großer Adler, die Fähigkeit verliehen bekam, mit Tieren reden zu können. Gemeinsam mit seinem Pferd, Kleiner Donner, und deinen Freunden Regenbogen und Kleiner Dachs erlebt Yakari viele Abenteuer in der Prärie und den Wäldern und Bergen Amerikas. Dabei stehen sie ihren tierischen Freunden bei und helfen auch dem Stamm bei so mancher Aufgabe.

Ich finde die frühen Staffeln der Serie ab 2005 ziemlich gut, vielleicht wegen des Zeichenstils. Natürlich ist mir auch klar, dass auch hier ein einseitiges Bild der First Nations gezeichnet wird und nur Präriebewohner porträtiert werden. Trotzdem: Die Abenteuer sind schön und kindgerecht, Konflikte werden (relativ) gewaltfrei gelöst (von Steinwürfen, um hungrige Wölfe zu vertreiben abgesehen), der Stamm wird als große Familie mit spezifischen Aufgaben je Stammesmitglied gezeigt und auch eher nutzlose Individuen wie Fettauge oder Müder Krieger finden ihre Aufgabe im Stamm. Nach heutigen Standards wäre der ein hoch integrativer Laden…

Was mich Rollenspieltechnisch aber umtreibt, wenn ich die Serie sehe, ist, welche Charakterklasse wohl Yakari hat.  Er ist der Sohn eines Stammeskriegers. Er redet mit Tieren und schützt die Umwelt. Er hat Kontakt mit Geistern und hat schon manche spirituelle Queste für den Stamm gelöst… Wenn ich der Stammesmedizinmann Der-der-alles-weiß wäre, würde ich Yakari dringend in die Lehre nehmen. Der wäre der ideale Kandidat für einen Waldläufer-Druiden…

Ritter Rost

Ja, auch hier liebe ich den Stil. Ich finde, das Schrottland eine verrückte, tolle, außergewöhnliche Welt ist und ideal für Abenteuer in ihr währe. Genau das Richtige für ein RPG. Kolbenfesserchen, Kampf gegen die Bürokratie (Ratzefummel), lebendige Gebrauchsgegenstände… wenn man daraus nicht ein Abenteuer machen kann, dann weiß ich auch nicht mehr.

Der kleine Ritter Trenk

Auch so eine Perle klassischer Animationskunst. Ein kleiner Bauernjunge flieht vor dem grausamen Ritter Wertolt, tauscht mit dem Ritterssohn Zink die Rollen und wird Knappe bei Ritter Hans, dem Intimfeind Wertolts. Ich find die Serie deshalb so toll, weil sie Abenteuer an wiederkehrenden Orten mit wiederkehrenden… NSCs bietet, mit Tekla ein Prinzeschen, dass die gängigen Klischees brechen will. Das Finale der Serie ist genial. Trenk kämpft gegen einen echten Drachen und… dringend selberschauen.

Robin Hood – Schlitzohr vom Sherwood Forest

Nach der ganzen Lobdudelei bisher mal echte Kritik. Ich find die Serie schlecht. Das liegt vor allem daran, dass es hier in der keinen richtigen Fortschritt, keine Geschichte hinter den einzelnen Folgen gibt. Gut, gibt’s bei Yakari auf den ersten Blick auch nicht, auf den zweiten gibt es sehr wohl Folgen, die aufeinander aufbauen. Tierfreunde, die immer wieder kehren und sich an gute Taten von Yakari erinnern oder von ihm gehört haben. Hier fehlt so etwas, was die Serie irgendwie… uninteressant macht. Es gibt aber auch hier eine gute Idee fürs Rollenspiel: Maid Marian, der Drache Drako, der in einen Hamster verwandelt wurde, und ein Grimoire. Die Idee ist, dass die junge Magierin Marian mit Hilfe des Zauberbuches versucht, dem Drachen seine wahre gestallt zurückzugeben, jedoch ständig scheitert und die Zauber nur Chaos und Verwirrung verbreiten. In der Serie wird es so dargestellt, als ob Marian daran schuld wäre, ich hege allerdings den Verdacht, dass das Zauberbuch nichts taugt. Vielleicht sind die Zauber darin falsch (oder unvollständig) beschrieben, die Handschrift, in der es verfasst wurde, eine Sauklaue, Tee und Saucenflecke auf der Seite usw. Warum gehen wir in unseren Fantasy-Rollenspielsettings immer davon aus, dass Zauberbücher wissenschaftliche Abhandlungen über Magie sind und alles, was zwischen den Buchdeckeln steht, wahr ist? Gefährliche Zauberbücher sind in der Fantasy meist Bücher, die entweder wahnsinniges Wissen (Necronomicon) enthalten oder irgendwie belebt sind und nach den Lesern schnappen. Warum gibt es so wenige Zauberbücher, die gefährlich sind, weil der Autor total inkompetent war und die Zauber Fehler enthalten?

 

 

Wieder die Islamisierung des Kinderprogramms

Nein, es soll nicht „wider“ heißen. Nein, das wird jetzt keine polemische Hetzrede gegen Muslime im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Nein, ich möchte hier zwei Kinderserien vorstellen, die im arabischen bzw. persischen Kulturraum spielen, zwischen denen 41 Jahre liegen. Zum einen SherazadeGeschichten aus 1001 Nacht, um anderen Arabische Nächte: Sindbads Abenteuer.

Sherazade ist eine tolle Serie, animiert, wie heutzutage alles, die auf gute alte Erzähltugenden zurückgreift und mit bekannten Elementen aus den Geschichten aus 1001 Nacht spielt. Die Geschichte: Der alte Sultan ist tot, es lebe Sultan Karim, der zweitgeborene Sohn des Sultans. Das kann der Erstgeborene, Shazaman, natürlich nicht hinnehmen, er platzt der Hexe Domnja Sad in den Thronsaal und verwandelt den Prinzen in ein Monster. Gemeinsam mit der Tochter des berühmten Magiers BBBB, Sherazade, sucht Sultan Karim nun nach dem Baum des Lebens, um wieder zum Mensch zu werden und seinen Bruder den Thon zu entreißen. Dabei helfen ihnen Aladin, Dr. Duman Sindbad der Seefahrer (gemeinsam mit Sindbad dem Träger. Ich feiere noch immer, dass auch dieser Charakter der Sindbad-Geschichte übernommen wurde) und Prinzessin Jinan aus der Kristallstadt. Auf der Seite der Gegner stehen Imps und die vierzig Räuber, der Vogel Rock genauso auf wie das fliegende hölzerne Pferd. Wir haben also einen Cast aus wiederkehrenden Charakteren, wiederkehrende Orte, die mehrmals aufgesucht werden müssen, um Progress in der Geschichte zu haben (etwas, was man mittlerweile aus verschiedenen Computerspielen kennt) und einen roten Faden, der sich bis ins Finale durchschlängelt. Mein Lieblingscharakter ist übrigens Osman, der Hauptmann der Palastwache der goldenen Stadt. Er ist Jugendfreund von Karim, gehorcht aber dem Usurpator Shazaman und wird erst gegen Ende der Serie wieder ein Guter, der im Monster seinen Freund und wahren Sultan erkennt. Mich erinnert dieser Charakter an die Gemälde von Ludwig Deutsch.

Eines fehlt aber in der Serie: der Islam. In der ganzen Serie taucht kein Moslem auf, kein Muezzin ruft, kein Freitagsgebet, nicht mal eine Moschee. Die Serie ist absolut religionsfrei. Das ist durchaus überraschend, weil ja die Geschichten aus einer Welt und Zeit stammen, in der Religion durchaus eine Rolle spielte. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich fragte, ob die orientalische Fantasy/Märchen-Kinderserie meiner Kindheit, Sindbad, auch so Religionsfrei war. Ich konnte mich duster an Das Abendgebet in einer Folge erinnern. Also hab ich mir die Serie auf amazon gekauft und… erste Folge, erste Minuten… Freitagsgebet in der Moschee, betende Gläubige, Muezzinrufe. Was hat sich denn in den vierzig Jahren zwischen den Serien verändert, dass aus Kinderserien, die im Orient spielen.

In Sindbad geht es um Sindbad, den Sohn eines reichen Kaufmanns, der, inspiriert von seinem Onkel Ali, einem Seemann, auszieht und in den weiten der arabischen Welt Abenteuer erlebt. Begleitet wird er von Shela, einer in einen Vogel verwandelte Prinzessin, begleitet. Die Abenteuer selbst sind an den Geschichten aus 1001 Nacht angelehnt. Da gibt es z.B. auch Aladin und Ali Baba, fliegende Teppiche, der Vogel Rock und meinem Lieblingsding, dem fliegenden Holzpferd.

Ok, die Animation ist nicht State oft the Art und die Synchronisation… reden wir nicht darüber. Trotzdem ist es eine der schönsten Serien meiner Kindheit. Auf amazon kann man sich die Serie ansehen.

Wo wir gerade bei Kinderserien im Orient sprechen… Die Abenteuer des jungen Marco Polo ist ebenfalls eine richtig gute Kinderserie. Marcos Vater, Nicolo Polo ist in China geblieben und Marco, ein Halbwaise, der von dem bösen Geschäftspartner seines Vaters aus dessen Haus geschmissen wird, macht sich mit seinem Freund Luigi und der chinesischen Prinzessin (Spoiler: Not) Shi La Won auf die Reise von Venedig bis an den Hof des Khans. Meine Lieblingsfolge ist die in Afghanistan, wo sie an einem Buzkaschi-Turnier teilnehmen. Auch die Floge, in der zwei Gauner versuchen, Seidenspinnerraupen nach Europa zu entführen (was im Real Life ja auch geschehen ist).

 

Wenn Glühwürmchen morsen

Ich mag Ralph Caspers eigentlich nicht. Der ist mir zu aufgedreht, zu verrückt. Seine Witze in Wissen macht Ah! sind mir zu… mäh. Aber eins muss man ihm lassen: Fantastische Geschichten schreiben kann er! Das Büchlein „Wenn Glühwürmchen morsen“ ist voll fantastischer, fantasievollen Geschichten. Dort werden von einem Kind Millionen Fliegen gezüchtet, die dann so abgerichtet werden, dass ein Teppich fliegen kann, dort morsen Glühwürmchen im Auftrag eines Alienmädchens den Namen an Greta, Herr Hänsel und Frau Gretel betreiben einen Süßigkeitenladen und im Erikaweg woht tatsächlich ein Pirat samt Papagei auf der Schulter. Die Geschichten sind nicht lang, vier bis sechs Seiten im Schnitt, also ideal für eine Gutenachtgeschichte. Meine Älteste zählt das Büchlein zu ihren Lieblingsbüchern und ich sehe das durchaus als Qualitätsmerkmal an. Dringend lesen.

 

Bis Bald, euer Dnalor

Ein Gedanke zu „Fantastische Medienumschau – Kinderserien und ein Buch von Caspers in der Rezension

  1. ackerknecht

    Hey,
    Ich weiß nicht, wie alt dein Nachwuchs ist, aber zwei Empfehlungen für Fantasy Fans ab 6 von mir (beides auf Netfllix):
    Willkommen in Gravity Falls: Eine bizarr/witzige Disney-Serie über zwei Kinder, die ihre Sommerferien im Kuriositätenkabinett ihre großonkels verbringen – quasi Stranger Things für 8-9jährige.

    Hilda: Eine wirklich, wirklich gute Serie über ein Mädchen, das mit ihrer Mutter zwischen Elfen und Trollen in der Wildnis lebt. Es geht sehr viel um Native American-Mythologie, für shadowrunner hochinteressant…

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