Archiv für den Monat Dezember 2018

Karneval der Rollenspielblogs: Kopfkino und Tagträume – Bauerngame

Drei Verrückte spielen Karten. Sagt der erste: „Schach.“ Sagt der zweite: „Kontra!“ Da fragt der dritte: „Seit wann gibt es bei Halma Elfmeter?“

Die Drei Verrückten sind blut_und_glas, ich und Ackerknecht. Vor ein paar Tagen hab ich mein Monsterhandbuch um die Drud erweitert. Das Konzept hinter dieser alpenländischen Alptraumgestallt ist, dass ein junges Mädchen mit dem Fluch belegt wurde, des Nachts umherzugehen und Schlafenden den Atem zu rauben, was bei Kindern oder Greisen auch mal mit dem Tod enden kann. Ich schrieb damals, dass sich die Drud für einen Detektivplot eignen würde, der noch eine ordentliche Portion Damsel in Distress innehat (wegen der Fluch-Komponente). Danach erschien hier die Werte für eine Beutelschneider-Drud. Blut_und_glas war sich nicht sicher, welche Kraft er der Drud geben sollte und ich fing eine Diskussion mit ihm an. Ende vom Lied war die Idee für eine bayrisch angehauchte Beutelschneiderwelt mit einem Dörfchen, in dem zwei Druden (oder besser, eine Drud und eine Hexe) ihr Unwesen treiben. Da hatte ich schon so alte bayrische Volksstücke im Hinterkopf, Groschenromane, Großbauerntum, der arme Häusler, der Herr Pfarrer, den Dorfgendarmen… und dann kommt der Ackerknecht um die Ecke mit seinem 1W9 – Kegel-System. Kegeln und Bauerndorf-Idylle, dass passt doch wie die Faust aufs Auge… vielleicht kriege ich auch was für Fate zusammen…

Ich bräuchte also eine Sandbox. Den Lore der Welt hab ich schon (gebirgige Region, dort steht der Brückenpfeiler zur Brückenwelt, die Hauptstadt rundum nenn ich Zurbuck oder Inbruck). Das Dorf sollte mitten in einer Ebene, einer reichen Getreideregion liegen (ich orientier mich da am Gäuboden). Das Dorf soll an einer Durchgangsstraße liegen. Wir brauchen ein ordentliches Wirtshaus („Zur Post“) eine Dorfkirche (incl. Priester, Kooperator und Mesner), einen Großbauern (Vater, Mutter, erwachsener, lediger Sohn, Mägden und Knechten), einem Schweitzerhof (Viehbauern, gehören zum Großbauern, Vater, Großmutter, Mutter, fünf Kinder), Schmied (Vater, Großvater, Mutter, Tochter), der Müllerwittwe (verbittert, wurde vom Großbauern übers Ohr gehauen), dem Dorfkretin und dem armen Häusler und dessen jungfräuliches Töchterlein. Die Helden sind Bauern. Bewohner des Dorfes (Schwaig, Egging, Mulfing, Ganganhofen, Raidt…).

Jeder Bewohner des Dorfes braucht eine (verwandtschaftliche) Beziehung zu den anderen Bewohnern. Jeder braucht Geheimnisse und Motive, bestimmte andere Bewohner zu hassen. Da könnte man dann super nach der Drud suchen. Oder nach einem Basilisken (vielleicht im Dorfbrunnen. Wo kommt er her? Hat den jemand da positioniert oder ist der aus einem Hahnenei geschlüpft). Ein Räuber sucht das Dorf heim, er muss gefunden und gefangen werden… Da öffnen sich viele Abenteuerplots!

Was mich länger beschäftigt hat, ist, welches Technologielevel denn in der Welt herschen soll. Ich bin für erste Hälfte des 19. Jhdts. Irgendwo an der Schwelle zum Industriezeitalter. Dampfpflüge, Fahrräder, Dreschmaschine und Magie. Vielleicht soll die Welt aus einer Katastrophe kommen, wie etwa das Jahr ohne Sommer…

 

Jedenfalls läuft jetzt mein Kopfkino…

Karneval der Rollenspielblogs: Kopfkino und Tagträume – Von Kegelbahnen und Kaulquappen

Ich hab hier nch zwei interessante Links gefunden. Der erste geht zu Kollege Ackerknecht: Ein Besuch auf einer Kegekbahn hat bei ihm die Synapsen angeschmissen und raus kam ein Regelsystem fpr Rollenspiele auf basis von Kegelwürfen. Alle Neune, Herr Ackerknecht! Das Hat bei mir die Synapsen angeworfen und… später vielleicht mehr. Der Film muss erst noch geschnitten werden, dann läuft er im Kopfkino….

Der zweite Link war irgendwie Klickbait. Aber für Rollenspieler in Fantelalter-Settings vielleicht interessant: Wie verhütet frau ohne Pille? Oh, ja… Triggerwarnung: Einige der Verhütungsmethoden bringen dich um oder machen dich unfruchtbar.

Rakshazar erobert Myranor

Tausende Riesen, Trolle Orks und Gunnarmannen marodieren durchs Imperium. Der Thearch ließ schon seinen Kopf auf dem Richtblock Gortschak-Suls, dem Axtschlächter! Überall erklingt der Ruf des neuen Kriegsgottes Kuros. Wir sind verloren…

naja, vieleicht nicht ganz. Aber ab sofort arbeiten wir Riesländer mit den Güldenländern zusammen.

Des Trolls Monsterhandbuch und Karneval der Rollenspielblogs: Kopfkino und Tagträume – Sweet dreams are made of this

Es ist Mitternacht. Du schreckst aus einem Alptraum hoch. Schweißgebadet liegst du im Bett. Die Brust schmerzt, Du kannst kaum atmen. Diese Nacht hattest Du ungebetenen Besuch… von einer Drud.

Von Drudn hab ich zum ersten Mal vor gut 30 Jahren gehört. Bei uns gehörte es zum Freitagabend dazu, dass Königlich Bayrische Amtsgericht zu anzuschauen. In der Staffel 1 gab es da eine tolle Folge, die sich mit dem Thema Drudn beschäftigt.

Drudn sind verwunschene (junge) Mädchen, meist die jüngsten Töchter von Drudn (oder eine von sieben Töchtern einer normalen Frau), die verflucht sind, als geisterhafte Erscheinungen allen Schlafenden aufzuhocken und den Atem auszudrucken. Das muss nicht mal ein Mensch sein, auch Tiere, vor allem Kälber, Pferde und Hühner können gedrückt werden. Im schlimmsten Fall können die Opfer erdrückt werden, so der Volksglaube. Früher war das Wirken der Drud eine einfache Erklärung für den plötzlichen Kindstod. Verbreitet ist (der vielmehr war) der Glauben an die unheimliche Drückerin im Ganzen süddeutschen, vor allem aber bayrischen und österreichischem Raum.

Wie wird man jetzt aber so eine Drud wieder los? Da überliefert uns der Volksglaube auch ein paar potente Mittel.

  • Der Drudenfuß. Ja, genau von diesem bayrischen Alp hat das Pentagramm seinen volkstümlichen Namen. Über der Tür, der Bettstatt (ein altes Wort für Bett) oder an der Krippe angebracht, sollte das Pentagramm die Drudn vertreiben. An manchen alten Krippen ist auch noch ein Lilith Abi (hebr. für Lilith hau ab, bezieht sich auf den Dämon Lilith) eingeschnitzt.
  • Ein Drudenstein. Wenn man richtig Glück hat, kann man einen Stein finden, in dessen Mitte ein natürliches Loch ist. Das ist ein sogenannter Drudenstein. Träger eines Drudensteins waren vor den Nachstellungen von Druden und anderen Geistern geschützt. Steine, in die selber oder von Freunden ein Loch in die Mitte gebohrt wurde, waren übrigens wirkungslos.
  • Drudengatter, das heißt ein Kreuz, das Christuskreuz und Andreaskreuz in sich vereinte, wurden vor die Eingänge gestellt. Drudn konnten dann nicht mehr ins Haus (es sei denn, jemand war aus Versehen beim Bau einer Hausmauer über die selbige gestiegen und hatte eine Koboldstür hinterlassen).
  • Drudenmesser waren besonders verzierte Messen, deren Griff ein Gamskruckl, also ein Gämsenhorn war. Das Messer wird mit der Schneide nach oben in den Türbalken gerammt und verhindert, dass eine Drud das Haus oder den Hof betreten kann.

Verwand mit der Drud sind der Alp, der sprachlich mit den Elf verwandt ist und für den Alptraum Pate stand und auch Nachtmahr genannt wird. Beides sind Geister, die sich nächtens auf der Brust des Opfers niederlassen, ihm Schlaf und Atem rauben. Interessant finde einen Aspekt, den ich auf Wikipedia gefunden habe und der mich auch bei den Drudengeschichten untergekommen ist: Nachtmahre scheinen offenes Haar zu verabscheuen. Egal on Tier oder Mensch, sie flechten es zu kunstvollen Zöpfen… warum auch immer. Übrigens gehören auch Incubus und Sukkubus zusammen mit meinen Lieblingsgeistern, dem Schalk im Nacken zu dieser Kategorie der Aufsitzer-Geister.

Auch die Gebrüder Grimm haben ein ganzes, etymologisch interessantes Kapitel in ihrem Werk Deutsche Sagen in Band I von 1816 geschrieben. Darin geht es unter andrem darum, wie man eine Drud bzw. einen Alp in seiner menschlichen Form erkennen kann.

Sagt man zu dem drückenden Alp:

Trud komm Morgen,
so will ich borgen!

weicht er alsbald und kommt am andern Morgen in Gestalt eines Menschen, etwas zu borgen. Oder ruft [132] man ihm nach: „komm Morgen und trink mit mir,“ so muß derjenige kommen, der ihn gesandt hat.

Nach Prätorius stoßen seine Augenbraunen in gleichen Linien zusammen, andere erzählen, daß Leute, denen die Augenbraunen auf der Stirne zusammengewachsen sind, andern, wenn sie Zorn oder Haß auf sie haben, den Alp mit bloßen Gedanken zuschicken können. Er kommt dann aus den Augenbraunen, sieht aus wie ein kleiner weißer Schmetterling und setzt sich auf die Brust des andern Schlafenden.

Quelle: Deutsche Sagen, Band 1, S. 130–132

Die Drud im Rollenspiel

Druden und Alp eignen sich gut für Rollenspiel. Sie sind eine interessante Abwechslung zu Dämonen und Geistern oder zur „normalen Hexe“. Da sie Menschen sind (zumindest tagsüber) und wahrscheinlich sogar in die Dorfgemeinschaft hineingeboren wurden (vor allem die Drud scheint ein bäuerliches Phänomen zu sein, in der feinen Stadt schien man eher mit der Sukkubus zu verkehren), eignen sie sich für einen Detektivplot. Da sie Drud den Überlieferungen nach unschuldig, weil verflucht ist, kommt hier eine Jungfer-in-Not-Situation hinzu (Das Baierische kennt auch eine männliche Form der Drud, den Druderer oder Truderer. Die wird aber auch für böse Zauberer im Allgemeinen verwendet).

Ein weiterer Aspekt ist der Lebensraub bzw. die Atemnot, der mit dem Besuch einer Drud verbunden wird. Das war ja früher ein Erklärungsmodell für Krankheiten und plötzlichem Tod. Im Rollenspiel könnte die Drud tatsächlich Krankheiten übertragen oder totgedrücke Opfer zu einem Unleben verdammen (immerhin sind auch Aufhocker aus der Angst vor Untoten entstanden). Dann kommt zum Detektivplot schnell ein paar Horror-Elemente hinzu.

Vielleicht ist in der Rollenspielwelt, in der unsere Drudengeschichte spielen soll, eine bestimmte Religion vorherrschend und Elemente des Volksglaubens als Aberglaube verboten. Wer also Pentagramme in die Haustür ritzt und Drudengatter bastelt, steht bald selbst unter Verdacht, ein Zauberer (Druderer) zu sein.

Die Drud wäre also eine ideale neue Hexenart für Hexxen1733.

Achja… Heut ist Rauhnacht. Der blutige Dammerl zieht seine Kreise…

 

Update 28.12.2018: blut_und_glas hat für die Drud mal Werte entwickelt. Für Beutelschneider, versteht sich.

Der Troll blickt zurück – 2018 Edition

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Es wird also wieder Zeit für Jahresrückblicke.

Insgesamt wurde mein Blog dieses Jahr 9.857 aufgerufen, von etwas mehr als 6.000 Besuchern. Das ist für meinen kleinen, bald fünf Jahre alten Bog, der Rekord. Die meisten Aufrufer sind aus Deutschland.

Meine Tobbeiträge waren die Rezension zur Havena-Box (444 Aufrufe) und meine Rezension zum Urvater der Tabletob-Spiele, Little Wars (301 Aufrufe). Mein am schlechtesten besuchter Beitrag war mein Beitrag zum 1W100 Random Blog Encounter (klägliche 4 Aufrufe) Bei denen Wollte ich mitmachen, habs aber Zeitlich irgendwie nicht geschafft.

Dieses Jahr habe ich es geschafft, viele Schreibprojekte abzuschließen. Da wären „Die Axt des Kuros“, der „König der Huren“ und „Gestrandet in den Nebelauen“ das zumindest textlich final ist. Für die Memoria Myrana hab ich den „Zorn der Nanja“, eine alte Abenteueridee, aus dem Papierkorb gezogen und auch der „Turm des Morgai“ wurde aus dem Papierkorb gezogen und fertiggeschrieben.  Für den OPWC hab ich was geschrieben, aber leider nichts gewonnen. Bei der Ars Myrana war ich mit zwei Beiträgen am Start. Grade eben hab ich die Idee mit den Gestrandeten auf einer Iomischen Insel aufgegriffen und schreib da rum. Fehlt noch ein bisschen… Achja, ein Feenabenteuer hab ich ja auch noch geschrieben!

Auch für ein anders System habe ich was geschrieben, Yimrheim für Beutelschneider. Das hat mir richtig Spaß gemacht, nächstes Jahr möchte ich noch was für Beutelschneider machen.

Dieses Jahr durfte ich drei Rollenspielkarnevale leiten. Der zweite, zum Einstieg ins Rollenspiel, war der mit den meisten Teilnehmern. Das war auch der, bei dem ich die Fate-Spieler mit einem kleinen Rant getriggert habe… ich schlimmer Troll ich!

Dieses Jahr war das Jahr der Awareness im Rollenspiel. Auch dazu habe ich Stellung bezogen. Ach wenn ich es nicht immer schaffe, versuch ich doch bei den Veröffentlichungen hier auf meinem Blog das generische Femininum durchzuziehen.

Vampire, die auch ein Teil der Kontroverse waren, waren auch ein wichtiges Thema hier auf meinem Blog. Ich hab hier sogar mal die chinesische Variante der Vampire vorgestellt. Hüpft schön, beißt und gegen die Verwandlung hilft Rundkornreis.

Was den Ausblick angeht, hab ich ja schon in der aktuellen Blog-O-Queste darüber ein paar Worte verlohren. Ich freu mich schon auf 2019.

Karneval der Rollenspielblogs: Kopfkino und Tagträume – Was ist… ein Tagträumer

Alex ist ein Tagträumer. Im Unterricht sitzt er an seinem Platz nahe am Fenster und starrt aus dem Fenster. Seine Mitschüler lachen ihn aus, sein Lehrer schimpft, wenn er wieder einmal mit den Kopf nicht beim Unterrichtsstoff ist, sondern wieder weit in seiner Traumwelt ist.

Doch Alex ist ein Tagträumer, eine mächtige, gottähnliche Wesenheit. Wenn er träumt, dann entstehen neue Welten! Physik, Biologie, die Bewegung von Sternen am Himmel… all das existiert nur, weil Alex aus dem Fenster starrt und vor sich hinträumt. Wird Alex geweckt so fällt dieses erträumte Universum, eines von vielen im Multiversum, in sich zusammen. Weltuntergang!

In diesem Sinne sind die Lehrer und auch die Mitschüler nichts weiter als bösartige Dämonen, die die Vernichtung von Alex Universen im Sinn haben. Wie lange kann sich Alex Traumwelt Milfenheim noch halten?

Alex sucht übrigens noch eine vertrauenswürdige Person, die seinen Traum, die seinen Traum weiterträumen kann, um Milfenheim vor dem weltzerstörenden Erwachen zu retten…

Der Troll hört Podcast

Gestern habe ich mir zwei brandneue Podcasts angehört, den eskapodcast zum Thema Elefantismus im Rollenspiel und den neuen Genderswapped Podcast zum Thema Liebe, Sex und Romantik im Rollenspiel, auf ihre Folge zum Thema Personal Play will ich auch noch kurz eingehen.


Erstmal zum eskapodcast. An der aktuellen Folge habe ich zwei deutliche Kritikpunkte. Der erste ist wohl der schwerwiegendste: Die vier Talker vermischen da viele Begriffe und vergleichen, imho, Äpfel und Birnen.

Ein Rollenspielsystem ist die Gesamtheit eines Rollenspiels, bestehend aus Regelsystem, Fluff und Abenteuer.

  • Ein Regelsystem beinhaltet alle Regeln (Basis und Zusatzregeln) eines Rollenspielsystems.
  • Fluff sind alle Texte und Bücher, die keine (oder wenig neue) Regeln beinhalten und kein Abenteuer sind. Das können Regionalbeschreibungen, Geschichtsbücher, Ingame-Notitzbücher, Musik-CDs usw. sein.
  • Abenteuer sind Geschichten, die die Spielerinnen gemeinsam mit einer Spielleiterin erleben.

Nehmen wir mal als Beispiel DSA. Das Rollenspielsystem DSA beinhaltet verschiedene Subsysteme (Myranor, Rakshazar, Tharun…). Das Regelsystem beinhaltet, für DSA5 momentan noch 11 Bände. Fluff sind hier die ganzen Regionalbände, die Havena-Box usw. Abenteuer sind glaub ich, selbsterklärend.

Wenn wir von explodierenden Rollenspielsystemen sprechen, dann sollten wir schauen, wo denn das Rollenspielsystem explodiert. Explodiert das Regelsystem, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass dahinter ein simulationistischer Ansatz dahintersteckt, genau wie bei DSA. Wenn ein Rollenspielsystem beim Fluff explodiert, dann hat das auch was mit simulationistischen Ansätzen zu tun oder, wie bei Fate, dass das Regelsystem universell angelegt ist und dass da Leute ihre eigenen Welten beschreiben. Wenn ein Rollenspielsystem bei den Abenteuern explodiert, dann ist das ein ziemlich gutes Zeichen: Es gibt viele Spielerinnen, die das Rollenspielsystem nutzen, der Verlag lässt Fanabenteuer zu, es gibt viele Autorinnen… Hier wollen wir eine Explosion. Wenn man über Elefantismus im Rollenspiel redet, sollte man genau hinschauen, wo das ganze explodiert.

Dann wird da noch von einer Nulllinie des Rollenspiels geredet, die nur theoretisch existiert. Das Beispiel war, dass sich da vier Freundinnen zusammensetzen und ein Abenteuer spielen, in dem sie Bankräuber sind, die eine Bank überfallen wollen. Das Abenteuer ist ausgedacht, die Regeln werden am Tisch gemacht, Fluff on the Flight. Dazu wollte ich noch anmerken, dass es diese Rollenspielsysteme gibt. Wer Kinder ab 2 Jahren hat, der kann das auch beobachten… im „kindlichen“ Rollenspiel. Gib kleinen Kindern ein paar Playmobilfiguren, Schleichtiere und Legos, und sie spielen komplexe Abenteuer. Spätestens mit vier Jahren ist denen sogar klar, was eine klassische Heldenreise ist. Sie können es zwar nicht benennen, aber die spielen es.

Sollten die Kleinen je auf die Idee kommen, ihre Abenteuer zu verschriftlichen (kommen die nicht, zumindest nicht vor der Pubertät), wurde das Rollenspielsystem wachsen (Regelsystem + Fluff + Abenteuer). Warm könnten Kinder auf die Idee kommen? Weil sie möchten, dass jemand anders ihre Abenteuer nachspielt. Darum wachsen Rollenspielsysteme.


Zum Genderswapped-Podcast. Zuerst einmal zum Personal Play oder Barbie Play, wie es auch (abfällig) genannt wird. Mir war bis zu dem Podcast noch nicht mal bewusst, dass es für dieses Phänomen einen Namen gibt. Ich kann mich übrigens an keinen meiner Rollenspieler, mich eingeschlossen, erinnern, der nicht irgendwann mal Personal Play betrieben haben. Ich finde übrigens Barbie Play nicht despektierlich und bekenne mich schuldig, mit zumindest zwei meinen Helden wie mit Püppchen gespielt zu haben.

Nebenbei mal eine Anekdote: Vor ein paar Jahren hat mich meine Frau mal gefragt, mit welchem Spielzeug ich denn so in meiner Kindheit gespielt habe. Also hab ich aufgezählt: He-Man, Turtels, GI-Jo… Meine Frau brach daraufhin in lautes Gelächter an und ich musste mir den ganzen Abend anhören, dass ich als Junge mit Püppchen gespielt hätte. Mich hat vor allem eines geärgert: Tief im Grunde des Arguments hatte meine Frau mal wieder recht ☹

Beim Thema Sex und Romantik im Rollenspiel war ich überrascht, welche herausragende Rolle dies anscheinend in den Runden der Vögtinnen spielt und vor allem, wie oft deren Chars mit Bordellen zu tun haben. Zeit für schamlose Werbung: Hier geht’s zum König der Huren, meinem diversen, inklusiven Abenteuer im Bordell! KdH 22.12.2017

Karneval der Rollenspielblogs: Kopfkino und Tagträume – Vom Tanze und seinen rollenspielerischen Möglichkeiten

Warum ist Enrico davon überzeugt, dass die Gruppe für den Ausflug ins Spinnenverseuchte Schloss dringend einen Barden braucht?
Keine Ideen?

Na wegen der Trarantella!

Ok, ich gebs zu, der Gedankenpfad ist nicht leicht zu wandeln, aber genau das ist so ein Informationsfetzen, der bei mir Tagträume (und Ohrwürmer) hervorgerufen hat, die mich seit einer Woche nicht mehr loslassen. Schuld ist in diesem Fall der Deutschlandfunk, der Samstags um 10 die Sendung Klassik-Pop-et cetera sendet. Darin werden bekannte Regisseurinnen, Musikerinnen und Dirigentinnen gebeten eine Stunde lang Programm zu machen. Ich hör den Sender immer, wenn ich meine Mädels zu Karate fahre. Vor ein paar Wochen wurde da eine Tarantella gespielt und darauf hingewiesen, dass diese Musik- und Tanzrichtung lange Zeit als Heilmittel gegen den Biss einer Tarantel galt.
Zack, Kopfkino! Ich wollte ja schon seit einiger Zeit einen Bestiariumseintrag für Riesenspinnen machen, und darum hat diese Information bei mir Bilder von Tanzenden Heldinnen neben den Kadavern von Riesenspinnen hervorgerufen.
Und jetzt bin ich Arschloch: Eine Tarantella kennt jeder on euch, nämlich die Tarantella Neapoletana. Ich brauch nur ein paar Worte zu tippen und ihr habt die nächsten 10 Minuten einen Ohrwurm.

Pizza, Pasta, Pizza Pasta….

You are welcome!

Eine Tarantella ist ein klassisches, süditalienisches Volkslied bzw. Volkstanz. Der Tanz scheint noch aus der Zeit Roms zu stammen, von Dionisus oder Diana-Kulten. Erstmals schriftlich erfasst wurde die Tarantella 1630 dann das jesuitische, deutsche Genie Athanasius Kircher.
Die Idee hinter der Tarantella war ja, dass die Leute glaubten, dass der Biss einer Tarantel schmerzhafte Muskelkontraktionen und sogar den Tod hervorrufen konnten. Um den Gebissenen zu heilen, musste er tanzen. Und weils sich allein so schlecht tanzt, muss das ganze Dorf gleich mittanzen. Durch den flotten Tanz (6/8 bis zu 12/8 Rhythmus) soll der Körper das Gift ausschwitzen, bevor es Schaden anrichten konnte.

[…] e trovammo il misero contadino oppresso da difficile respirazione, ed osservammo inoltre, che la faccia, e le mani erano incominciate a divenir nere. E perchè il suo male era a tutti noto, si portò la Chitarra, la cui armonìa subito, che da lui fu intesa, cominciò a mover prima li piedi, poco dipoi le gambe. Si reggeva appresso sulle ginocchia. Indi a poco intervallo s’alzò passenggiando. Finalmente fra lo spazio di un quarto d’ora saltava si, che si sollevava ben tre palmi da terra. Sospirava, ma con empito sì grande, che portava terrore a‘ circostanti; e prima d’un’ora se gli tolse il nero dalle mani, e dal viso, riacquistando il suo natio colore.

Übersetzung:
[…] and we found the poor peasant oppressed with difficult breathing, and we observed also that the face and hands had started to be become black. And ‚cause his illness was known to all, a guitar was brought, whose harmony immediately that he was understood, began first moving the feet, legs shortly afterwards. He stood on his knees. Soon after an interval he arose swaying. Finally, in the space of a quarter of an hour he was leaping, nearly three palms from the ground. Sighed, but with such great impetus, that it terrorised bystanders, and before an hour, the black was gone from his hands and face, and he regained his native colour
Cancellieri, Francesco (1817). Lettera sopra il Tarantismo, l’aria di Roma, e della sua campagna. Seite 11

Mal abgesehen, dass Spinnen den Menschen äußerst selten beißen, hatten die auch die völlig falsche Spinne im Verdacht. Nicht die Tarantel war so giftig, dass sie auch den Menschen schaden konnte, sondern die Schwarze Witwe. Nun, Sei es drum, jedenfalls tauchte die Tarantella ab dem 17. Jhdt. immer wieder in Heilkundebüchern auf und ab den 19. Jhdt. beschäftigten sich auch Schubert, Rossini, Listz und Strauß (der Sohn) mit der Tarantella. Heck, die italienisch Nationalhymne ist eigentlich eine Tarantella!

Und im Rollenspiel?

Das naheliegendste ist natürlich ein neues Zauberlied für den Barden. Ein mächtiger Zauber, der das Gift aus dem Blut treibt. Doch wo steht der Zauber bzw. wie erlernt ihn der Barde?
Vielleicht tatsächlich aus einem Buch für Heilkunde. So ein Buch wäre dann vollgestopft mit Rezepten für Heiltränken, anatomischen Zeichnungen, Bastelanleitungen für Amulette, eine seitenlange Abhandlung über den Nutzen von Biebergeil und Noten für ein, zwei Tarantellas.
Vielleicht aus einem Notenbuch, in dem nicht nur Tarantellas, sondern auch Melodien alla Erich Zann. Wer also unbedarft die Musikstücke spielt, der findet sich plötzlich Aug in Aug mit einem anderweltlichen Schrecken wieder, eventuell einem Spinnendämon, gegen dessen Biss nur eine Tarantella hilft.

Vielleicht ist in dem Notenbuch aber auch eine revolutionäre Idee wie die Zwölftontechnik versteckt, und ein bekannter Musikkritiker / Komponist ist auf der Jagd nach dem Buch, um es zu zerstören.

Der Barde könnte natürlich auch den Tanz von anderen Barden lernen. Vielleicht gibt es eine Bardenschule, die aus einigen Bardinnen am Dorfbrunnen besteht. Die muss man erst mal überzeugen, dass sie der Heldenbardin eine Tarantella beibringen. Mögliche Questen könnten sein, dass ein aufdringlicher Verehrer zur Räson gebracht werden soll, Plakate für ein Konzert verteilt, Ordnungshüter bestochen, Musikinstrumente einem Leihhaus auslösen (oder stehlen), einen Liebhaber entführen o.ä. und natürlich Vorgespielt werden muss. Gabs da nicht in Monkey Island III ein berühmtes Banjoduell?

Vielleicht findet ja nicht die Gruppenbardin das Büchlein, sondern ein anderer magiebegabter Charakter. Zeit, über Multiclassing nachzudenken…