Ab dem 26 Mai 2020 rückte die Polizei in den Fokus der öffentliche Diskussion. Tags zuvor drückte ein Polizist in Minneapolis einem Afroamerikaner, der beschuldigt wurde, mit einem falschen Geldschein zu zahlen, sein Knie so lande in den Nacken, bis der da bereits am Boden liegende Beschuldigte starb. IMHO nach deutschem Recht mindestesn Totschlag, Der kniehende Polizist wird des Mordes dritten Grades angeklagt. Wochenlang wurden die USA von Black-Lives-Matters Proteste erschüttert, die auch in alle Herren Länder der Welt überschwappten. Auch in Berlin und München gingen junge POC auf die Straße und protestierten gegen Racial Profiling (das es laut unserem Innenminister in der Polizei nicht gibt) und Polizeigewallt. Gleichzeitig erschütterte in Hessen ein Polizeiskandal die Politik: Von Polizeidatenbanken wurden Daten abgefragt, die benutzt wurde, um Drohbriefe an Politiker und Anwälte zu schreiben, die sich gegen Faschisten aussprechen.
Und was hat das mit unserem Hobby zu tun?
Die Kontroverse um Polizei schwappte auch ins Rollenspiel rüber, denn schon bald stand der Abenteuerpfad Agents of Edgewatch für Pathfinder 2e in der Kritik. Hier schlüpfen die Spieler*innen in die Rolle von Polizisten und nach den Unruhen und den unidentifizierbaren Polizeieinheiten auf den Straßen von Portland wollten viele dies nicht spielen. Auch dass die Figuren in einer, sagen wir mal, ungünstigen Körperhaltung zeigten, half jetzt nicht unbedingt.
Warum dieser Karneval?
Lasst uns über die Polizei im Rollenspiel reden. Egal ob als Stadtwache, Büttel, oder Lone-Star Cop: Polizisten begegnen uns Rollenspieler*innen oft als NPCs. Welche Fantasy-Polizeieinheiten kennt ihr? Mit wem hattet ihr schon zu tun und wie habt ihr die NPC-Cops erlebt?
Die Polizei bietet auch für Held*innen ein interessantes Betätigungsfeld. Als Teil der Polizeikräfte sorgen Held*innen dafür, dass Diebe, Mörder und Mafiabosse hinter Gittern landen und die Straßen sicherer sind. Aber sie müssen sich auch Unruhen stellen und entscheiden, wie sie gegen Protestierende vorgehen wollen. Welche Polizeikampagnen kennt ihr, was habt ihr schon gespielt? Wie muss eine interessante Polizeikampagne aussehen? Schreibt ein Polizeiabenteuer!
Und dann gibt es da auch noch die Rollenspielpolizei: Rollenspieler, die, wenn wir ehrlich sind, toxisches Gate Keeping betreiben und das Wahre Rollenspiel ™ gegen Einflüsse von innen und außen verteidigen wollen. Die anderen vorschreiben, wie man richtig spielen soll. Die Regeln immer buchstabengetreu auslegen. Hattet ihr schon einen Zusammenstoß mit der Rollenspielpolizei? Einen Strafzettel erhalten für Spaß am Spiel und Hausregeln? Schreibt darüber!
Schreibt, vlogt, podkastet zum Thema und lasst es mich hier wissen!
Update 01.09.2020,12:41 Uhr: Hasran von d6idears hat mich gerade hingewiesen, dass im Fall G. Floyd von „verstorben“ zu sprechen, eine Untertreibung sei. Ich geb ihn recht und hab die entsprechende Stelle erweitert.
Update 01.09.2020, 16:25 Uhr: blut_und_glas hat mich gefragt, warum die aktuellen Ereignisse um Minsk, Berlin und Kenosha nicht erwähnt werden. Die Antwort ist einfach: mich hat die Realität überholt. der Artikel stammt vom… moment… 30.07.2020. Zuminidest im Fall Kenosha (Polizeieinsatz, bei dem Jacob Blake durch Schüsse eines Polizisten aus nächster Nähe in den Rücken, Proteste gegen Polizeigewalt, 17 jähriger ermordet zwei Protestierende, verletzt einen schwer und wird von der Polizei erst später zuhause, in einem anderen Staat, verhaftet, obwohl er auf sie zuging) ändert sich die Ausgangssituation, die ich im Artikel geschrieben habe, nicht. Minsk und Berlin werfen die Frage auf, ob und wann sich Polizisten mit Demonstranten solidarisieren dürfen. Nebenbei: Danke an die drei vom Bundestag!
Ich bin mir nicht sicher, ob „verstorben“ das richtige Verb im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen MORD(!) an Georgy Floyd (!) ist.
Ich schreibe mutmaßlich, weil es noch immer kein gerichtiches Urteil gab. Meine Einschätzung ist da allerdings recht klar: Das war Mord. Ich bin gespannt, wie das Gericht sprechen wird.
Was den Rollozock betrifft: Dort bevorzuge ich eigentlich meistens Situationen und Szenarien, in denen die Personnagen nicht derart stark in Machtstrukturen eingebunden sind. Ausnahmen sind Spiele, die (strukturelle) Gewalt ironisch brechen (SLA Industries z.B.).
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Ja, ich gebe Dir recht, verstorben ist ein schwaches Verb für das, was da passiert ist. Mutmaßlicher Mord… puh, ich bin da zu wenig Jurist, um eine Aussage treffen zu können und gottseidank muss ich auch kein Urteil sprechen. Nach meinem Rechtsentfinden war das auf jeden Fall Todschlag. Und ne riesen Sauerei. Und vermeidbar (durch besser ausgebildete Polizisten, Sanitäter, andere Polizeitaktik).
Ich habe den Artikel Mitte August geschrieben und wollte da so neutral und sachlich wie möglich darüber berichten. Ich ändere das gleich mal ab. Danke!
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Nach dieser Einleitung müsste es doch eigentlich um Machtmissbrauch gehen, oder nicht?
Machtmissbrauch durch übermächtige Spieler-Personnagen. Machtmissbrauch durch Spielleiter. Machtmissbrauch durch narzisstische Autoren.
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Ja, das Thema ist da irgendwie mit dabei, hier in der Form der Rollenspielpolizei. Wenn du was zu Machtmissbrauch machen willst, gerne!
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Es wurde zwar längst nicht alles aber zumindest bereits etwas gesagt:
https://fantastisches-rollenspiel.de/2020/06/episode-2-cyberpunk-polizeigewalt-und-revolution/
Da waren wir nun wahrlich nicht die schnellsten, aber September war da auch nicht.
Und apropos September: Wenn die Bezüge auf reales Geschehen schon so sehr gewollt sind, wo sind Minsk, oder das vergangene Wochenende in Berlin, oder – Schleife zurück zum Beginn des Artikels – Kenosha?
Ansonsten bin ich wieder einmal froh, mit dem Karneval nichts mehr zu tun zu haben. Eine der besseren Entscheidungen meiner Onlinerollokarriere.
(Zum pseudobiologistischen „toxisch“ lasse ich mich nicht noch einmal aus. Der scheint sich ja mittlerweile erfolgreich etabliert zu haben.)
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Super, danke! werd ich mir morgen anhören.
Zu den Realweltbezügen: den Artikel hab ich Mitte August geschrieben, die Realität hat mich einfach überrollt.
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Ich geb BuG recht: Das Einhalten von Regeln als toxisches Gatekeeping zu bezeichnen ist doch selbst toxisch …
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