Archiv für den Monat April 2021

Karneval der Rollenspielblogs: Halt! Polizei! – Ein Nachtrag zum Nachtrag

Grade habe ich auf SirDooms Seite noch was zum Thema Polizei gesehen, auf das ich hier gerne noch verweisen möchte. Da gibt es nämlich zwei tolle PDFs zum kostenlosen Download. Zum einen der Schattenload23, in dem es Schwerpunktmäßig über die Ausrüstung der Polizei in der ADL geht. Sehr cool! Zum anderen gibt es da auch eine PDF mit Polizeimeldungen, also Fluff und Run-Ideengeber.

Karneval der Rollenspielblogs: Halt! Polizei! – Ein Nachtrag

Seit meinem Rollenspielkarneval zum Thema Polizei im Rollenspiel sind jetzt mehr als ein halbes Jahr vergangen. Seither ist viel geschehen. Der Polizist, der im Frühjahr und Frühsommer 2020 weltweite Proteste gegen Politzeigewalt und im System begründeten Rassismus auslöste, weil durch sein Handeln ein Afro-Amerikaner getötet würde, wurde vor wenigen Tagen des Mordes 2. Grades für schuldig befunden. Trotz der Proteste im letzten Jahr kam es immer wieder zu Vorfälle, vor allem aus den USA, in den Nachrichten, die Polizisten und Polizeiarbeit ziemlich schlecht aussehen lassen. Egal ob Army-Veteran oder Demenzkranke, die Polizei in den Staaten scheint ein riesiges Problem zu haben.

Im Rollenspielbereich gibt es auch neue Beiträge zum Thema Polizei. Vor ein paar Tagen hat der eskapodcast dazu einen Podcast gemacht und die Polizei im Rollenspiel gründlich analysiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Fantasy-Settings, aber auch Chtulhu spielt dabei eine Rolle. Dabei dreht sich viel um die Frage, wie kompetent eigentlich Stadtgardisten so sind. Sind sie eher pain in the ass oder eine Lachnummer? Sind sie gar Meisterwillkür und der starke Arm der Spielleitung im Spiel? Welche Kompetenzen haben sie? Ein insgesamt sehr interessantes Stündchen Podcast!

Auch auf Youtube gibt es neue Infos zu Polizei und Verbrechensbekämpfung, vor allem im Altertum. Ich verweise dabei auf den tollen Invicta-Kanal. Hier geht es um die Medjai (ein Thema mit Rakshazar-Bezug), und was as der Polizeieinheit so duch die Jahrtausende ägyptischer Geschichte so wurde. Sehr interessant! Wo wir grade im pharaonischen Ägypten sind: wie wärs mit einer Folge Law and Order?

Wenn man die Polizei bzw. deren mittelalterliches Pendent, die Büttel und Stadtwachen betrachtet: Wie sieht es eigentlich mit deren Gegenspielern aus? Im Fantasy-Kontext sind das ganz oft Diebesgilden oder Bettlerbanden. Gab es die auch in Real Life? Ach darüber gibt es bei Invicta ein Video.

Die Geister der Salzmarsch – Seefahrt in D&D 5E

Nachdem ich mir die Seefahrtsregeln von HeXXen 1733 angeschaut habe, mache ich was, was ich als DSA-Fanboy noch nie gemacht habe: Ich rezensiere D&D!

Genauer gesagt nehme ich (Achtung! Affinity Link) Ghosts Of Saltmarsh unter die Lupe. Das Büchlein ist 2019 erschienen und hat schon damals für Aufsehen gesorgt. Denn da ist eine ganze Menge drin. Für Fans von Regionalbeschreibungen dürften die ersten 30 Seiten interessant sein. Hier wird die Stadt Saltmarsh im Grayhawk-Setting beschrieben. Nett… nicht Havena, aber doch interessant. Gut finde ich, dass bei jedem wichtigen Ort eine Tabelle mit Gerüchten, Abenteueraufhängern oder Informationen steht. Das macht eine Kampagnenwelt lebendig und hilft, wenn man grade nichts vorbereitet hat, Aktionen zu generieren.

Die nächsten 150 Seiten bilden zusammen die Kampagne in und um Saltmarsh. Die Teile der Kampagne sind übrigens alte Abenteuer aus den 90gern, die für die aktuelle Edition überarbeitet und zusammengefasst wurden. Nett ist, dass bei jedem Abenteuer ein Infokasten steht, der beschreibt, wann das Abenteuer entstand und wie es verändert wurde.

Jetzt aber zum, für mich wichtigsten, Punkt, den Regeln für Seefahrt und Schiffe. Die stehen unter Appendixe A bis C (wobei in B Magische Gegenstände und in C Monster und NPCs stehen)

Erst wird der Stat-Block erklärt. Shoutout zum eskapodcast: In fast allen Rollenspielen gibt es irgendwo eine Erklärung, was wo im Stat-Block zu finden ist. Hat man diese Erklärung verstanden, öffnet sich einem das System und die NPCs, Monster und Schiffe nehmen vor dem inneren Auge des Kundigen gestallt an.

Die wichtigsten Werte eines Schiffes sind die Größe (als Kategorie und tatsächlich eingenommene Fäche, die Kapazität (von Mannschaft und Ladung. Interessant: Überladene Schiffe können sich nicht bewegen) und die Eigenschaften (Strength, Dexterity, Constitution, Intelligence, Wisdom und Charisma, wobei der Wert der letzten drei 0 ist (Schiffe sind keine Lebewesen… noch) und die ersten drei für die Größe und Stärke des Schiffes, seine Manövrierfähigkeit und seine Widerstandskraft stehen. Dann kommen noch die Aktionen hinzu, die ein Schiff durchführen kann (vor allem Waffen abfeuern und Bewegen. Ach die Hülle des Schiffs, die Art der Fortbewegung bzw. und die Bewaffnung wird genannt. Jede Komponente des Schiffes (etwa die Hülle) haben noch eine Rüstungsklasse, Trefferpunkte und einen Damage Threshold, der erst einmal überwunden werden muss, um überhaupt schaden anzurichten. Fertig ist der Schiffs-Stat-Block.

An Schiffen hat Ghosts of Saltmash insgesamt 6 Typen zu bieten. Galeere, Kielboot, Langschiff, Ruderboot, Handelsschiff und Kriegsschiff. Letzte beiden sind die einzige Schiffstypen, die nur gesegelt werden. Von HeXXen 1733 war ich angetan von den verschiedenen „neuen“ Schiffstypen des Mittelmeers, hier haben wir Fantelalter-Standartkost. Für die Spielleitung sehr wichtig sind die Bodenpläne der Schiffe. Das habe ich zum Beispiel bei Efferds Wogen und Myranische Meere schmerzlich vermisst. Die hätten quer durch die Produktgeschichte genügend Bodenpläne von interessanten Schiffen gehabt. Ein Schiff aus Ghost of Saltmarsch macht mir aber Probleme: das Kielboot.

In Ghosts of Saltmarsh wird das Kielboot auf S. 188 so beschrieben

One of the smallest sailing vessels, keelboats can be sailed or rowed by a single person. These ships often transport small amounts of cargo or passengers. They’re perfect for pleasure cruises, as they’re easier and less expensive to operate than larger vessels.

und in Stormwrack, der Seefahrts-Spielhilfe für D&D3.5 auf S 101 so:

This flat-bottomed boat is built for use on rivers and lakes. It is fully decked, with a large deckhouse that takes up most of the boat’s center or stern depending on the design. It has a small sail and eight oars for traveling upstream

Kielboote zeichnet aber der namensgebende Kiel aus. Die Beschreibung passt nicht zum Namen, imho. Die Experten mögen mir widersprechen, aber ich glaube, hier wird von Plattbodenschiffen geredet, wie sie an der friesischen-holländischen Küste gebaut werden und wurden.

Ein Liebligsschiff habe ich in diesem Setting nicht gefunden, obwohl ich zum Kielboot tendiere. Das Ding hat durchaus seinen Charm. Man braucht nur eine 3 köpfige Crew, um das Schiff zu steuern, 8-12 Ruderer (optional) und kann etwa 4 Held*innen aufnehmen. Mit einer Ballista voraus ist das Kielboot das ideale Held*innenschiff.

Im Anschluss an die Schiffstypen kommt etwas was ich in Fantasy-Seefahrtsregelwerken selten gesehen habe. Schiffsverbesserungen, profaner wie magischer Natur. Von der normalen, verstärkten Außenhülle über aus lebenden Pflanzen gewachsenen Schiffen, arcaner Artillerie, mit geistern beseelten Segeln, die einen markerschütternden Schrei ausstoßen bis zu mit Beholder-Augen bestückten Kristallkugeln, die Unsichtbares sichtbar machen… da ist vieles dabei, dass das eigene Heldenschiff sowie NSC-Schiffe interessanter machen. Mein Favorit: Die Bones Of Endless Toil: Stribt ein Humanoide an Bord des Schiffes, muss er einen DC 12 Wisdom saving throw schaffen. Misslingt dieser, wird der Humanoide zum Zombie, der sich in die Crew des Schiffes einreiht.

Richtig gut ist die Spielhilfe, wenn es darum geht, was einem auf einer Seefahrt zustoßen kann. Von Feuer, Nebel, Zufallsbegegnungen, Mahlströmen und Crew-Konflikten… für alles gibt es Zufallstabellen. Da ist so viel drin! Beim Nebel zum Beispiel gibt es den Eldritch Mist. Den wiederrum gibt es in drei Geschmacksrichtungen, eine davon der Geisternebel. Der Nebel besteht aus 2W4 Spectern und greifen alles Lebende im Nebel an. Töten sie jemanden, muss er den Untoten in den Nebel folgen und sein Geist wird nun ebenfalls die Rest-Crew angreifen. Leute, das schreit doch nach einem Horrorabenteuer! The Mist lässt hier grüßen und auch an die Swords in the Mist hab ich gedacht, als ich die Regeln durchgelesen habe.

Auch nett: die Zufallstabellen, um Inseln zu generieren. Ohne große Vorbereitung kann man damit schon Stoff für mehrere Abende Rollenspiel erschaffen.

Nun wird es Zeit, ein wenig Kritik an Ghosts of Saltmarsh zu üben: Das Layout ist richtig, richtig schlecht. Lange Textwüsten, dann Karten semioptimal eingestreut, selten einmal Abbildungen. Sinneinheiten sind in diesem Anhang nur schwer zu erfassen. Beispiel hierfür sind die Abenteuer rund ums Cove Reef, die im Anschluss zu den Zufallstabellen für Riffe vorgestellt werden. Hier hätte es der Lesbarkeit und Übersichtlichkeit gut getan, wenn man das in ein eigenes Kapitel gepackt hätte, mit Schöner, großer Überschrift, einem Titelbild fürs Kapitel, mehr Stimmungsbildern usw. So, wie es gemacht wurde, geht das Cove Reef in der Textwüste unter, was schade ist, wie sich hier gute Ideen verbergen und bei jeder Idee dabei steht, wie es in die Saltmarsch-Kampagne eingebaut werden kann. Das gleiche gilt für die Abenteuerideen an einem Schiffsfrack und in den Ruinen.

Appendix B stellt die Magischen Artefakte für die Kampagne vor, hier wäre für mich die Drckkapseln interessant, die Tauchen in großen Tiefen ermöglicht. Appendix C wiederum stellt Monster und NSCs vor. Die kann man immer gut für Seefahrtskampagnen brauchen.

Fazit:

Ist Ghosts of Saltmarsh die 50,00 € wert, die es kostet? Durchaus. Für das Geld erhält man eine kleine, feine Stadtbeschreibung, ordentlich Abenteuer, 6 Schiffe und wirklich viele Tabellen zum auswürfeln eigener Abenteuer. Das Buddle zu Havena ist momentan nur 20,00 € teurer, bietet mehr Abenteuer, Stadtinfo und Sumpffeeling, hat dafür keine Schiffsregeln. Gut gefallen mir an Ghosts of Saltmarsh die Ideen zu den Schiffsverbesserungen und die Schiffspläne. Da können sich andere Systeme gern mal ne Scheibe abschneiden.

Das Meer der Monster- Die Seefahrt der HeXXen

Mare Monstrum, die Mittelmeer / Seefahrtserweiterung für HeXXen 1733 ist da. Da Seefahrt ja mein Ding ist und ich hier im Blog schon einige Systeme beschrieben habe, schreit diese Seefahrtserweiterung ebenfalls nach einer Rezension.

ABER: Ich bin hier nicht ganz unparteiisch, da ich an der Entstehung des Projekts im weitesten Sinne beteiligt war.

Die Idee zur Mittelmeererweiterung Mare Monstrum kam aus dem Orkenspalter-Forum und stammte aus der Feder des Waldviehs, der in den Anfangstagen des Rakshazar-Projektes auch bei uns mitgearbeitet hat. Im Januar 2019 haben dann Raphael Brack und Bjorn Beckert das Projekt so weit geführt, dass es offiziell Teil des HeXXen-Universums werden soll. Damals hat mich Raphael angesprochen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, daran mitzuarbeiten. Lust hatte ich, also sagte ich zu.

Dass ich dann im Frühjahr 2020 ausgestiegen bin, hatte mehrere Gründe. Zuerst mal kam ich mit den cineastischen Ansatz von HeXXen und den Regeln nicht so richtig klar. Ich komm aus der DAS-Ecke Kreuzung OSR. Wir beschreiben keine Kinoszenen, wir crawlen Dungeons. Haben Fallen. Wächter, die per Schleichenprobe umgangen werden müssen. Da half es auch wenig, dass ich für meinen Beitrag, ein Abenteuer auf Kreta, einen waschechten Dungeon gezaubert hatte. Dass biss sich mit der Idee von HeXXen, worauf mich Mirko Bader auch ein paar zurecht Mal hinwies. Mein Hauptgrund für den Ausstieg war aber, dass mir das Ganze zu stressig wurde (ich hab nebenher an meiner Abschlussarbeit für eine Zusatzqualifikation geschrieben, was mich meine Faschingsferien gekostet hat) und ich keine Ruhe zum Schreiben fand. Da war mir klar, dass ich kein Abenteuer abliefern konnte. Schweren Herzens bin ich dann aus dem Projekt raus.

Wenn ich mir das im grade an die Backer verschickte PDF Das Geheimnis der Inseln zur Hand nehme und dort das Kreta-Abenteuer von Jens Thomä (der auch das Kapitel über Kreta in der Weltbeschreibung geschrieben hat) lese, dann war meine Entscheidung wohl die beste, die für das Projekt getroffen werden konnte. Das Abenteuer ist genial! Darin geht es um einen versteinerten Ritter und einen Gorgonen, die durch eine Seelenlichtgranate zurück in die Realität geworfen wird. Drei Handlungsfäden warten darauf, aufgegriffen zu werden und am Schluss wartet ein Teil des Schlüsselfragmentes, das zum ultimativen Ziel führen soll. Schön finde ich, dass der Haupthandlungsplatz beibehalten wurde. Bei Kreta denkt der moderne Mensch ja an Knossos und den Minotaurus, ich schlug aber damals die (auch in der Realität umkämpfte und lange gesperrte) Lasithi-Hochebene mit dem Kloster Kera Kardiotissa und der Höhle der Psychro (auch die Zeus-Höhle genannt) vor. Danke Jens, das du das beibehalten hast!

Aber nun zu den Seefahrtsregeln. Die sind in zwei Büchern aufgeteilt. Im Mare Monstrum Spielerhandbuch stehen von S. 91 bis S. 110 die allgemeinen Seefahrtsregeln rund um Schiff, Mannschaft, Ladung und Seefahrt, in der Mare Monstrum Obscura ab S.113 bis S. 120 die Regeln für Seegefechte.

Ein Schiff wird kommen… Die allgemeinen Seefahrtsregeln des Meeres der Monster

Was ist das wichtigste in einer Seefahrtsspielhilfe? Natürlich die verschiedenen Schiffstypen, die zur Verfügung stehen. In den meisten Fantasy-Rollenspielen mit eurozentrischem Focus sind das irgend ein Schiff, dass an die Drachenschiffe der Wikinger erinnert, ein bauchiges Schiff, das als Standart-Handelsschiff die Kogge im Spiel abbildet, eine Galeone, ein paar Galeeren und noch ein großes Kriegsschiff. Meist passen auch die Typen nicht zusammen, wie man z.B. in DSA beobachten kann, wo Ottas (eben jene Wikingerschiffe) gegen Schivonen (die Galeonen) kämpfen können.

In Mare Monstrum ist das anders. Dort wurde viel Wert darauf gelegt, reale, in die entsprechende Zeit passende, Schiffstypen darzustellen. Das führt auch dazu, dass im Regelwerk Schiffe stehen, die in keinem mir bekannten Regelwerk je aufgetaucht wären. Zur Auswahl stehen Feluken, Fustas, Galeeren, Brigs und Schoner (eigentlich das gleiche Schiff, nur eben unterschiedlich getakelt), Galeassen, Polacker und Schebecken (das gleiche in grün, wobei Schebecken meine persönlichen Lieblinge sind), Fregatten, Galeonen und Linienschiffe. Schiffe gibt es in unterschiedlichen Größen von 1 bis 11. Jedem Schiffstyp ist eine gewisse Größenspanne zugeordnet. Meine Schebecken etwa gibt es in der Größenspanne von 5-7.

Jetzt kommt ein Gedanke, den ich so in noch keinem Regelsystem gelesen habe. Je größer ein Schiff ist, desto mehr Segelfläche kann es aufbringen desto schneller ist das Schiff. Je kleiner das Schiff ist, desto einfacher ist es, dieses Schiff zu wenden. Bei einer Größe von 6 heben sich beide Effekte auf, aber ein 11er Linienschiff zum Beispiel ist ein verdammt schnelles Schiff, das aber einen gigantischen Wenderadius hat. Eine Feluke hingegen ist ein sehr wendiges Schiff, aber richtig Meilen kann man damit nicht reißen. Dafür kann es, wie die Fusta, Flüsse befahren.

Schiffe kosten Unterhalt. Auch diese Regel habe ich noch in keinem Seefahrtsregelwerk gefunden. Zum Berechnen des Unterhalts nimmt man die Schiffsgröße mal 100 Gulden, wobei Galeeren und Galeassen um 1 größer zählen, weil da ja so viele Leute (Ruderer) an Bord sind. Meine Schebecke würde also 600 Gulden kosten, eine 2er Feluke wäre um 2/3 günstiger, eine 10 Galeone würde 1000 Gulden kosten. Der Unterhalt wird nach 15 Etappen (eine Etappe entspricht 3 Tagen) fällig. In den Unterhalt sind die Heuer der Standartmannschaft drin, bessere Kapitäne, Navigatoren oder Schiffsärzte kosten einmalig mehr. Verliert ein Schiff Mannschaft (z.B. im Seegefecht), werden die automatisch im nächsten Hafen aufgefüllt.

Handel betreiben und so den Unterhalt finanzieren kann man mit den Schiffen auch, dafür gibt’s eine einfache Regel (Schiffsgröße = Schiffsladungen. Eine Schiffsladung = 1000 Gulden oder 10 Beutepakete. Je weiter das Schiff gefahren ist, desto größer die Nachfrage an der Ladung).

Natürlich gibt es auch Regeln für Schiffsreisen als Passagier.

Ebenso interessant sind die Vorgestellten Beispielschiffe. Eines davon, die Schebecke Lucrezia, ist das Jägerschiff, mit dem die Jäger*innen die Geheimnis der Inseln bestreiten. Der Name kam damals von mir, wir brauchten einen Namen für ein Schiff, das ursprünglich einem Feind gehören sollte. Dieser Feind stammt aus Italien. Da dachte ich natürlich an Lucretia Borgia. Die Schiffe sind ins kleinste Detail beschrieben, und besonders an die Lucrezia verliert man schnell sein Herz.

An die Kanonen! Die speziellen Seefahrtsregeln von Mare Monstrum

Beim Gefecht kommt es darauf an, wo man sich gerade befindet. In Küstennähe (oder Hafen) oder auf Hoher See. Je nachdem können Feinde auf unterschiedlicher Distanz und mit unterschiedlichen Manövern bekämpft werden (je zwei für Hohe See bzw. Küstennähe, eins zum Einnehmen der Schussposition, eins zum Entern). Wird man von den feindlichen Kanonen getroffen, erschweren sich alle weiteren Proben um -1 je Treffer. Auch die Größe der Schiffe spielt dann wieder eine Rolle: um die Lucrezia (Schebecken der Größe 6) ist nach 6 Treffern manövrierunfähig, nach 12 Treffern zu Poseidon geschickt. Auch Regeln für Seekämpfe gegen z.B. Seeschlangen oder zur Reparatur gibt es hier. Bei allen Regeln gilt jedoch

„HeXXen 1733 ist jedoch kein simulationistisches System, viele Aspekte werden entweder erzählerisch oder abstrakt abgehandelt – Kämpfe auf See stellen hier keine Ausnahme dar. Alles, was sich durch die folgenden Regeln nicht abbilden lässt, sollte daher ebenfalls erzählerisch abgehandelt werden.“

Mare Monstrum Obscura S. 113

Interessant sind auch die Regeln für die Bordgefechte. Die Schiffsgröße ist auch hier die Bestimmende Größe, wie viele Bandenfreunde auf der Jägerseite bzw. Bandengegner auf Feindesseite in 5 Wellen gegeneinander kämpfen. Das Ganze kann durch Umgebungseffekte, wie etwa Feuer an Bord, modifiziert werden.

Monster!

Ein Blick noch schnell ins Bestiarium: Da ist wirklich viel drinnen. Vampire, Nymphen, untote Templer, und auch ein Haufen Meergetier. Hippokrampen, zum Beispiel. Meermänner. Raubfische. Sirenen (ganz cool visuell umgesetzt von Isabeau Backhaus. Endlich wieder eine Sirene in der Fantasy, die nahe am mythologischen Vorbild, einem Vogel-Frau-Mischwesen ist!). Seeschlange. Für eine Kampagne an den Küsten des Mittelmeeres ist da, meiner Meinung nach, alles Wichtige dabei.

Fazit

Mare Monstrum ist eine gelungene Seefahrtserweiterung für die Welt von HeXXen 1733. Was mir besonders gut gefällt sind die vielen „neuen“ Schiffstypen und der Zusammenhang zwischen Schiffsgröße, Geschwindigkeit, Wendigkeit und Mannschaftsstärke. Dass viele Werte von der Schiffsgröße abhängig sind, erleichtert das Spiel auf dem Meer ungemein. Tatsächlich brauchst du nur die Schiffsgröße und die daraus abgeleitete Regeln für die Wendigkeit und die Schnelligkeit, um ein Schiff oder einen Schiffskampf zu spielen. Alles weitere ist nur Fluff oder Mittel, die Szene noch cineastischer darzustellen. Eine dringende Kaufempfehlung meinerseits, denn das Regelwerk gehört definitiv zu den stärksten und regelleichtesten Meeresregelwerken auf dem Fantasy-Markt.

Transparenz-Hinweis: Ich habe diese Rezension vorab Mirco Bader geschickt, um sicher zu gehen, dass ich nichts reinschreibe, was gegen meine Stillschweigens-Klausel verstoßen würde. Ich wollte also keine geheimen Interna ausplaudern. Mirco hatte keinerlei Einfluss auf den Inhalt der Rezension, er bat lediglich darum, HeXXen mit zwei großen XX zu schreiben und gab mir den Namen des Kreta-Abenteuer-Autors. Ich habe keine Rezensionsexemplare erhalten, ich habe beim Crowdfunding mitgemacht und mir das Regelwerk aus meiner eigenen Tasche finanziert. Ich werde auch nicht von Ulisses gesponsort oder kriege sonst irgendeinen materiellen oder finanziellen Vorteil.


Wo sind unsre alte Illustratoren hin, wo sind sie nur geblieben?

Wir haben grade alles von unsere alten Rakshazar-Seite runtergeholt, auch die Galerien unserer Illustratoren der ersten Stunden. Gerne würden wir die Bilder auch für MM und andere Publikationen verwenden. Darum hier ein Aufruf an alle, die irgendwann irgendwas mal für uns gezeichnet haben: Meldet euch bei uns (Tobias Reimann oder mir) und gebt uns eure Bilder frei. Scheibt am besten auch nen Dreizeiler über euch, den wir dann in der Mitarbeiterübersicht der MM abdrucken können (gerne mit Link zu eigenen Projekten).

Allen, die noch nie was für uns gezeichnet haben, dies aber gerne würden: Meldet euch bei uns, schreibt nen Dreizeihler und wir sorgen dafür, dass die Illustraton verwendet wird.

Wasserstandsmeldung

Long Time, No See. Das lag vor allem daran, dass man trotz, oder gerade wegen des Lockdowns mit vielen Dingen in der Realwelt beschäftigt ist. Ich sag nur Home Schooling.

Trotzdem wird es Zeit, ein Lebenszeichen in die Welt hinauszuschicken und über einige Sachen zu berichten, die für unser geliebtes Nerdtum interessant sein könnten.

Beforeigners

Ich hab mir kurz vor Ostern diese Serie in der ARD-Mediathek reingezogen. Fuck, ist die gut!

In der Serie geht es um Menschen, die aus drei Zeitepochen (Steinzeit, Wikingerzeit (um 1030) und 19. Jhdt.) durch ein Zeitloch in unsere Zeit gelangen. Da sich ein Zeitloch vor der Küste Oslos befindet, müssen sie von der Küstenwache rausgefischt werden. Ein Paar Jahre Später tritt dann die erste Zeitmigrantin, die Schildmaid Alfhildr Enginnsdottir ihren Dienst als Polizistin an und landet mit ihrem Drogensüchtigen, diesseitigen Kollegen in einem Mordfall. Eine Zeitmigrantin wird angespült, offensichtlich ermordet.

Die Serie ist ein guter Krimi mit richtig guten Schauspielern (Krista Kosonen als Alfhildr, Oddgeir Thune als Navn), ein interessantes Drama (der dieszeitliche Bulle hat das Herz seiner Frau an einen Zeitmigranten verloren, Alfhildrs Freundin hat Krebs und will sich nicht behandeln lassen, Thore Hund, der, der den Nationalheiligen Norwegens erschlagen hat, lebt als Lieferjunge mit einer offensichtlich kranken Tochter in der Stadt) und einem bissigen sozialen Kommentar zur sogenannten Flüchtlingskriese, Migration und Integration.

Am besten fand ich einen Bösewicht der Serie, Navn. Navn ist ein Cro-Magon und, laut seines klassischen Bösewichtmonologs, der erste Mensch, der in Oslo siedelte (der Monolog – Gänsehautmoment. Grandios gefilmt mit Blick auf die Stad, ganz ruhig, erklärend. Die Sprache ist zwar reduziert und einfach, aber nicht so vereinfacht, dass es Klischeehaft wirkt). Er ist verheiratet mit einer Dieszeiterin, erfolgreicher Geschäftsmann (ihm gehört eine Sicherheitsfirma und er lässt Zeitmigrantinnen einfangen und als Prostituierte arbeiten), lebt in einer tollen, modernen, fast schon futuristischen Villa, läuft aber die ganze Zeit nackt rum und jagt Hasen (Navn bracht doch die Proteine). Er strahlt eine wahnsinnige Selbstsicherheit aus (Szene: die beiden Cops kommen vorbei, um ihn zu seiner Firma zu befragen, er sitzt den beiden nackt gegenüber, mit breit gespreizten Beinen und den Armen locker über der Sofalehne), ist bis auf zwei Szenen nie laut oder gewalttätig. Ich habe lange keinen so prägnanten, furchteinflößenden Bösewicht gesehen, der (Achtung Spoiler!) schon nach der Hälfte der Serie offscreen weggesnufft wird.

Böse ist der Cliffhänger, mit dem die Serie endet.

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Hexxen1733 Mare Monstrum

Das Mare Monstrum ist, zumindest als PDF für die Backer, draußen. Darauf habe ich mich schon besonders gefreut, weil da mit Raphael Brack ein ehemaliger Riesländer mit an Bord war und mit Wendy Isabel Zelling eine Abenteuerautorin mitarbeitet, deren erstligswerk von Raphael lektoriert und von mir besprochen wurde. Da es darin auch um Seefahrt geht, werde ich das in einem Extra-Blogbeitrag rezensieren.

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Die Boonies – Eine bärenstarke Zeitreise

Bereits im letzten Jahr habe ich im Kino Die Boonies – Eine bärenstarke Zeitreise gesehen. Gut, zu China mag man stehen, wie man will. Ich mach jetzt wahrscheinlich meine Reichweite kaputt wen ich sage, dass ich die Konzentrationscamps voll mit Uiguren scheiße finde, dass China internationale Verträge bricht (Honkong), gegen die Demokratiebewegung in Honkong vorgeht, die Umwelt zerstört (z.B. durch Raubfischer vor Oman und Galapagos) mit aggressiven Methoden ihren Einflussbereich erweitert usw. China zu boykottieren, wie es richtig wäre, dürfte aber ziemlich schwer sein. Vor allem, wenn das eigene Kind unbedingt den Film zum Schulstart sehen will.

Zum Film selbst: Vick arbeitet mit den beiden Bärenbrüdern Briar und Bramble irgendwo im nirgendwo in einer Höhle voll steinzeitlicher Felsmalerei als Touristenguides. Mehr schlecht als recht. Eines Abend öffnet sich auf magische Weise ein Tor in die Steinzeit und die drei Feunde landen in einer für sie völlig fremden Welt. Was dann folgt, ist Slapstick pur, mit Anliegen aus dem Wusha-Genre. Ein paar, für das westliche Auge ungewohnte, Ideen waren auch dabei. Im Gedächtnis blieb mir da eine Reise-Montage, die aus Freeze-Frames bestand, über die die Protagonisten hinweg die Geschichte erzählten. Fürs Rollenspiel nehme ich da zwei Ideen raus. Zum einen die Zeitschmetterlinge, die das Tor in der Zeit öffnen. Im ganzen Film wird nicht in einer Sekunde erklärt, was sie sind, warum sie da sind und wie sie das Tor öffnen. Sie sind einfach da. Das zweite, das mir super gefallen hat war der Waldwächter. Ein riesiger, gigantischer Panda, der schlafend den Wald bewacht und den Zutritt regelt. Umgeben von seinen vielen, vielen kleinen Nachkommen. Genial.

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Dinge im Hintergrund

Im Hintergrund hab ich die Zeit auch für andere Projekte genutzt, vor allem für Myranor. Im Sommer kommt dann das Ergebnis in die MM 64. Im Rahmen von Myranor-Wünsch-Dir-Was hab ich da eine Idee einer gewissen Hexe aus dem Myranor-Discord umgesetzt und das Sandbadehaus ausgearbeitet. Das hat richtig Spaß gemacht. Ein Unternehmen im Gesundheitssektor für ein Fantasy-Rollenspiel umgesetzt.

Auf Facebook hat mir dann ein Kommentar keine Ruhe mehr gelassen. Darin ging es darum, dass Myranor auf Basis von DSA5 sicher noch auf sich warten lassen wird und ob man nicht auch die DSK-Regeln für Myranor nutzen könne. Die Idee ist richtig gut, immerhin gibt es ja in Myranor Fellide-Spezies. Ergebnis: zwei Artikel für die MM und eine Idee für ein Crossover-Abenteuer im Havena der DSK.

Nebenbei hat mein Partner in Crime Tobias dunsere alte Webpräsenz aufgeräumt, nachdem wir dort nicht weiter bezahlen wollen. Ich bin gerade dabei, die ganzen alten Idee zu sichten. Mir jucks schon wieder in den Fingern.

In der MM63 taucht dann eine Regio von unserem Redaktionsneuling Stefan auf, auf die ich mich schon freue.

Die Zeit habe ich auch genutzt und mit meinen Mädels DSK gezockt. Die Kinderregelversion aus dem Kompendium. Es macht Spaß, meine Mädels beim Rollenspiel zuzusehen.

Die Memoria Myrana 61 ist draußen!

Kurz vor Ostern ist die MM 61 erschienen. Und auch diese Ausgabe ist wieder vollmit Inhalt für die Kontineten außerhalb Aventuriens. 24 Seiten Myranor, vom Kriegspriesterdes Brajan bis zu den, für DSA5 überarbeiteten, Seefahrtsregeln. Fast 20 Seiten für den Südkontinent Vesayama. Und natürlich ein ordendlicher Rakshazaranteil, mit einem Bestiarum der Mammutsteppe von Tobbias und dem Köng der Huren aus meiner Feder.

Hier gehts zur Ausgabe!