Rezension: Queer*welten 9 – Meermenschen im Weltraum 

Queer*welten ist schon seit längerem auf meinem Radar, unter anderem, weil Judit Vogt und Lena Richter dieses Magazin des Öfteren in ihrem Podcast bewerben und da vor kurzem auch das Jubiläum gefeiert wurde. Wenn nicht jetzt, wann dann, und so habe ich mir die Ausgabe 9 besorgt, die erste Ausgabe mit einem Themenschwerpunkt (die 2. mit dem Schwerpunkt Hexen wird demnächst erscheinen). In eben jener Ausgabe 9 geht es um Meeresvolk, wobei der Begriff Meer sehr weit ausgelegt wird und auch das Sternenmeer einschließt (eine Assoziierung, auf die ich nicht gekommen wäre). 

Bevor wir uns an den Inhalt wagen, erst mal was Negatives, das in sich aber einen Positiven Kern trägt. Als Fan von Totholzausgaben (irgendwo muss ja das Borkenkäferholz aus dem Bayerischen Wald hin), hab ich mir am 27.09. die  gedruckte Ausgabe bestellt und dann mal gewartet. Bis zum 8. Oktober. Nix. Irgendwo zwischen dem Amrûn Verlag in Traunstein und meiner niederbayrischen Heimat Niederbayern ging das Magazin verloren. Zum Glück hat der Verlag einen echt tollen Kundenservice, der auch über WhatsApp erreicht werden kann. Am 11. Oktober ging Versuch 2 raus und… ging irgendwo zwischen Traunstein und Straubing verloren. Tatsächlich sind aller guten Dinge 3 und nachdem am 23.10 die Lieferung erneut rausging, konnte ich am 25.10 das magazin endlich lesen. Negativ: Irgendwo hier in Bayern muss es ein Schwarzes Loch geben; Positiv: Der Amrûn Verlag reagiert schnell, freundlich und kulant. 

Weiter geht es zum Inhalt. Queer*welten ist ein Literatur-Fan-Magazin von queeren Menschen für queere Menschen und deren Allies. Alle Texte drehen sich irgendwie um queere Erfahrungen. Alle Texte stammen aus dem Bereich der Fantastik. Im 112 Seiten dicken Magazin gibt es 5 Kurzgeschichten. Vom Kinderkriegen aus der Feder von Gerit Virginia Ariel Gerlach war jetzt nicht so mein Fall, dafür hat mir Schwache Anziehung von Helen Faust gut gefallen (Die Geschichte spielt auf einer Zollstation im Erdorbit). Die Beste Geschichte ist, imho, aber toxArt von June Is. Darin geht es um ein Bild, das von einer Transfrau gemalt und von einem ehemaligen Besitzer übermalt wurde, das magische Kräfte besitzt und Personen tötet, die (Spoiler) sich abfällig über Frauen äußern. Die Harpune, die auf dem Bild in den Händen der Meerjungfrau abgebildet ist, materialisiert sich dann in den Hälsen der Opfer. Richtig tolle Geschichte, die in meinen Augen auch gut in die Welt von Rivers of London passen würde. Da seit ein paar Monaten ein Rollenspiel zu dieser Welt draußen ist, würde ich das als direkte Inspiration für ein Abenteuer empfehlen. 

Ebenfalls ein Highlight sind die 12 Mini-Fiction-Texte. Das sind Texte zum Thema Meervolk, die jedoch eine Limitierung (hier auf maximal 9 Sätze) haben. Auch hier habe ich Favoriten. Dazu gehört auf jeden Fall Requiem auf Sand von Emma Hogner, wieder eine Science-Fiction – Geschichte. Ich hab nachgezählt: In 8 Sätzen wird der Mythos der Sirenen, wie sie seit Homer bekannt sind, genommen und in eine Geschichte eines abgestürzten Raumschiffes auf einen sterbenden Planeten verwandelt. Die letzten Sätze, die kriegen dich dann und lassen die Gänsehaut den Rücken runterlaufen. 

“Ich weiß”, sang die Sirene und breitete die Arme aus. “Ich will nur nicht allein sterben.” Das Lied war wie ein Widerhaken in ihrem Herzen und so hatte XX Æa-XIII keine andere Wahl, als über die bleichen Knochen im Sand zu laufen und sich in die Arme der Sirene zu werfen, um ihr letztes Geheimnis im Universum zu erforschen. 

Quelle: Queer*welten 9, S10

  Toll sind auch noch Schiff des Noah, Herz einer Mehrjungfrau und Rebellion ist grün und glitzert. 

In jeder Queer*welten gibt es einen Essay rund um das Thema phantastische Literatur. Im Essay von Alessandra geht es um Subgenres in der Fantastik und wie sie dabei helfen, neuen Ideen und Strömungen die nötige Sichtbarkeit zu geben, um wachsen zu können. Der Abschluss des Magazins sind queere Ausstellungs- und Lesetipps. 

Fazit: 

Ich finde die Queer*welten 9 ein interessantes Magazin. Vor allem die Mini-Fiction ist in meinen Augen eine Inspirationsquelle fürs Rollenspiel, aber auch die Kurzgeschichten laden dazu ein, mal das Thema Meervolk zu überdenken. Der Kauf hat sich, trotz der Probleme beim Versand, richtig gelohnt.  

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