Rally im Juni, Rezension: Donner und Sturm – Die Neuauflage des Donnersturms 

Vor fast zweitausend Jahren errang Leomar von Baburin von der Kriegsgöttin Rondra persönlich den Donnersturm, den aus Eternium geschmiedeten alveranischen Streitwagen, und seit fast ebenso langer Zeit existiert die Tradition des Donnersturmrennens, in dem alle 25 Jahre das Recht, den Wagen zu rufen und zu führen, auf den jeweiligen Sieger übergeht. 
 

Nun ist es wieder so weit: Aus aller Herren Länder haben sich die Fahrer in Baburin versammelt, um an diesem rondrainischen Kräftemessen teilzunehmen – und Ihre Helden sind mit von der Partie! Wird es ihnen gelingen, die kostbare Trophäe gegen den äußersten Einsatz professioneller Wagenlenker, rondrianischer Recken, aventurischer Potentaten und hinterlistiger Schlagetots zu erringen – oder müssen sie Staub schlucken? Welches Geheimnis verbirgt sich hinter den Fragen, die an den verschiedenen Stationen des Rennens auf die Teilnehmer warten? Und wer sind dieses Mal die Gegner, die versuchen, den Ausgang des Rennens zu manipulieren? 
Nehmen Sie die Zügel in die Hand und begleiten Sie uns auf einer Reise, an deren Ende unvergleichlicher rondrianischer Ruhm wartet! 
Neben der Beschreibung der Rennstrecke und der Teilnehmer, der Ereignisse und Hindernisse des Rennens enthält der Band auch ein umfangreiches Kapitel über die regeltechnische Abwicklung eines so herausfordernden Langstrecken-Streitwagenrennens. 

Quelle: Klappentext Donner und Sturm

 An dieses Abenteuer aus dem Jahr 2009 zu kommen, dürfte gar nicht so einfach sein. Als PDF Bei Ulisses gibt es das Abenteuer grade nicht, auch die Totholzausgabe ist schon lange vergriffen. Thematisch gehört dieses Abenteuer in die Kategorie Lebendige Geschichte, erleben die Personagen hier doch die Zerstörung des Omegatherion, jenes chtulliden Schreckens, der im (zu diesem Zeitpunkt) von Nekromanten besetzten Warlunk haust. Und ab spätestens jetzt gilt: Achtung, Spoiler. 

In diesem Abenteuer laufen mehrere rote Fäden zusammen und finden verschiedene Teile des Metaplots ihr Ende. Das beginnt eigentlich schon mit Das große Donnersturmrennen. Mit Yorge Schattenschreck tritt Rastar Ogerschrecks Sohn ebenfalls mit einem, von Wollnashörnern gezogenen, Streitwagen an und Gerborod der Weiße (Rondra-Heiliger Leomar von Baburin, ohne Erinnerung an sein früheres Leben) war als Gerborod der Graue auch beim letzten Donnersturmrennen am Start. Der Faden um die Schwarzen Lande findet hier ein weiteres Ende, denn Warlunk wird von der Rondrakirche befreit werden. Die Regentin Emer ni Bennain, die in der Schlacht über den Wolken von Rhazzazor entfürt wurde, wird befreit werden und, wie oben schon angedeutet, wird die Vielleibige Bestie vernichten geschlagen, der Hautleib wird zerstört. Also kein Wunder, dass das Abenteuer, mit allen Anhängen, doppelt so groß wie Das große Donnersturmrennen ist. Statt West-Aventurein steht diesmal der Osten Aventureins rund um den Rasthulwall im Zentrum des Geschehens. Was aber bei beiden Abenteuern gleich ist, sind die Attentäter, die schon vor dem Beginn des Rennens versuchen, Teilnehmer auszuschalten. Die ganzen Fäden machen das Abenteuer sehr komplex, an jeder Station gibt es irgendeine Nachforschungsaufgabe, oft waren die Feinde schon da und haben etwas zerstört oder geraubt, Zeugen gemeuchelt. Was ein wenig bitter aufstößt sind die Deus Ex Magina, die gescripteten epischen Szenen, bei denen die Personagen, also die Figuren der Spielenden, keine Rolle mehr spielen. Kleines Beispiel gefällig? Zwischenendkampf auf S. 63 und 64. Die Personagen und Gerborod stellen die Diebe und Mörder, die das Gehänge des Leomars aus einen Borontempel geraubt haben. Endkampf mit einem Plfanzenmonster, der Agentin der Skrechu und einem Arsch von Mitkonkurrenten. 

Quelle: Donner und Sturm S. 64 

Tolles Skript, gelle? Die Personagen schlagen sich mit dem Pflanzenmonster rum, gewinnen und… die epische Szene bekommt der NSC, der mit ihnen mitläuft. Heute, 15 Jahre nach diesem Abenteuer, würde ein Schreiberling zu Recht das um die Ohren gehauen bekommen.  

Aber schauen wir uns doch mal die Regeln für das Wettrennen an, deswegen sind wir ja hier. Kurz zur Einordnung. Um das Jahr 2005 rum kam die OSR auf etwa zeitgleich dann die Erzählrollenspiele. Beides war eine Reaktion auf die Trad Games also die “traditionellen” Rollenspiele wie eben DSA, die durch die verschiedenen Editionen, die rauskamen, immer weiter anwuchsen und zu wahren Regelmonstern wurden. DSA war damals in seiner 4.1 Version und das Erstellen eines Chars war damals ein echt episches Unterfangen (ist auch in DSA5 nicht gerade trivial, damals mit Generierungspunkten…). In den Foren wurde damals heftig Krieg geführt. Erzählrollenspieler gegen OSR und alle gegen die Trad Games. Auf gewisse Weise hatten beide (OSR und Erzählrollenspiele) recht mit ihrer Kritik an den Trad Games. Die waren über die Zeit einfach zu riesigen Regelmonstern geworden, die das Spielen erschwerten. In Donner und Sturm z.B. wuchs der Regelteil auf 8 Seiten an. Die Werte, die einen Wagen in diesem Abenteuer definieren, sind Gespannausdauer (GAU, wird errechnet durch die (Trabausdauer der Pferde +Anzahl der Pferde):2 ) Gespann-Geschwindigkeit (die Höchstgeschwindigkeit der Pferde modifiziert um die Sperrigkeit der Wagen) Schwergängigkeit, Strukturpunkte und Härte. Dazu kommen noch eine Handvoll Expertenregeln und die neue Entfernungseinheit Wagenlänge. Danach folgen 5 Seiten mit Kampfregeln für den Kampf mit einem Streitwagen. Darum gibt es im Anhang ein paar Seiten mit Schablonen, die Straßen bzw. Wege zeigen, auf denen die Wagenduelle stattfinden sollen. Die Schablonen werden wichtig werden, wenn wir in ein paar Tagen eines der ältesten Rennspiele betrachten.  

Quelle: Donner und Sturm, S.118

Fazit 

Also ich finde es schon mal gut, dass die Regeln deutlich ausführlicher (und vollständiger) als im Das große Donnersturmrennen sind. Jede Eventualität, jede Kampfsituation wird durch Regeln dargestellt, auch spezielle Manöver gibt es (für Experten), um den Kampf interessanter zu gestalten. Trotzdem, meine erste Wahl, um ein Wagenrennen in einem Fantasy-Setting zu gestalten, wäre dieses Regelsystem leider nicht. 

 Das Abenteuer selbst ist episch und durchaus interessant. Das Skript stößt mir halt sauer auf. Das müsste man heute tatsächlich anders schreiben, um die Wirkmacht der Persinagen besser in den Vordergrund zu stellen. Die SCs sollen die Spielwelt verändern, nicht die NSCs.  

Disclaimer

Bevor ich es vergesse: Fick Dich! Ich hab mir das Rezensionsexemplar selbst besorgt, hab eigenes Geld gezahlt, bekomme kein Geld oder irgendwelche Boni zurück und stecke auch sonst nicht mit den Herausgebern – Autoren unter einer Decke. Die Rezension spiegelt meine eigene, persönliche Meinung wieder.

4 Gedanken zu „Rally im Juni, Rezension: Donner und Sturm – Die Neuauflage des Donnersturms 

  1. Pingback: Dnalors Fantasy-Blog: Rezension von „Donner & Sturm“ – Nuntiovolo.de

  2. Lirii

    Danke vielmals für die interessante Rezension. Ich habe aber gerade die Szene, die du so stark kritisierst, ganz anders empfunden als du, für mich war sie eine der eindruckvollsten Szenen im Abenteuer. Aber ich habe auch kein Problem damit, wenn mal ein NPC einen tollen Auftritt bekommt. Ich finde, das braucht es auch , um einen NPC so darzustellen, wie er/sie es verdient. Ich meine, wir reden hier von einem der größten Rondraheiligen aller Zeiten. Ich wäre extrem enttäuscht gewesen, wenn der nicht mindestens eine grandiose Szene bekommt.

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    1. Der Troll Autor

      Die Szene ist stark, aber ich hätte es toll empfunden, wenn die Helden den Ausgang der Szene irgendwie beeinflussen hätte können. Ähnlich ist es ja in vielen modernen Abenteuern. Wenn die Helden A schaffen, erhalten sie (in diesem Fall der Heilige Leomar) einen Bonus im Endkampf. Oder schalten eine besondere Sequenz frei (Leomar erscheit den Helden nochmal in seiner wahren Gestallt und dankt ihnen / segnet sie oder Leoamr weiht ihre Waffen oder solche Geschichten). Dann hat der NSC zwar auch seinen Auftritt, aber die Spieler aben noch mehr das Gefühl, etwas wichtiges geleistet zu haben.

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  3. Pingback: REZI-Watch #279 mit Tuk Fast, Tuk Furious und DSA - PnPnews.de

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