Karneval der Rollenspielblogs: Seuchen und Krankheiten – Orte der Genesung

Bei dem Titel: „Stadt der tausend kranken Lungen“ dachte ich erst an einen Kurort (Heilbad) mit vielen Gradierwerken und Salzbergwerk, in dem viele Lungenkranke versuchen ihre Krankheit zu kurieren. (Kommentar von d6idears)

Dieser Kommentar hat mich auf die Idee gebracht, mal was der Corona- und Seuchengeschichte entgegenzusetzen und über Personen und Orte berichten, die sich der Heilung verschrieben haben. Sanatorium, Krankenhaus und Seebäder… Einrichtungen, in denen unsere Held*innen wieder auf Vordermann gebracht werden und Kulissen für interessante Abenteuer rund ums Thema Gesundheit.

Achja: Triggerwarnung für alle, denen das Thema Krankheit an die Nieren geht.


Bei der freundlichen Peraine-Geweihten: Der Tempel

In fast jeder Fanatasy-Welt gibt es sie: Gottheiten der Heilkunst samt ihrer Priesterschaft. In DSA ist dies die Göttin Peraine. Und in fast jeder Fantasy-Welt bietet der Tempel der Heilgottheit Erlösung von Schmerz, Wunden und Krankheit an. Das Konzept hinter den Heiltempeln kommt aus dem irdischem Mittelalter (der Hauptquelle unserer Inspiration, es gab aber schon im antiken Griechenland und Ägypten Tempel gab, die Kranke versorgten). Dort gab es in den Klöstern Abteilungen, in denen Arme und Kranke gepflegt wurden (die Keimzelle für die Krankenhäuser und Spitale). Die Bedingungen der Pflege waren wohl eher suboptimal, zwar gab es mit dem Apothekarius bzw. Botanikus Mönche, die Medizin herstellen konnten, die Kranken waren aber alle zusammen in einer Art Kirche und der Hauptaugenmerk lag auf die seelsorgerische Versorgung der Kranken.

Letzteres ist für mich ein Aspekt, der mir bei den Priestern im Rollenspiel oft zu kurz kommt. Vor allem die Bezahlung bei einem freundlichen Geweihten bietet Potential für Rollenspiel. Sicher, es können auch Goldmünzen sein, aber dort drüben müssten ein paar arme Bauern gepflegt oder hier ein paar seltene Heilkräuter aus dem Sumpf geholt oder dort eine Hexe verbrannt werden.

Ja, letzteres ist auch ein Plothook. Heilkunde ist quasi Herrschaftswissen, das darf nicht jede dahergelaufene Wald- und Wiesenhexe praktizieren, die dann auch noch der falschen Göttin (im DSA-Kontext Sautra) huldigt. Die macht einem doch die ganzen Gläubigen abspenstig!

 

Von Pestdoktoren, Schamanen, Homöopathen und dem Straßendoc: Der Doktor

Menschen, die sich professionell mit der Heilung erkrankter Mitmenschen auseinandersetzen, gibt es zumindest schon seit der Zeit der Neandertaler. Man fand Schädel mit verheilten Schädelöffnungen und verheilte Knochenbrüche an Skeletten. Jemand hat sich um die Leute gekümmert und sie gesund gepflegt. Gut… bis zu den Taten von Pasteur, Koch, Snow, Fleming und Jenner war das meiste, was die Doktoren da machten, bestenfalls Hokuspokus und im schlimmsten Fall brachte es dich um. Die Geschichte mit Hanemanns Homöopathie, der Hokuspokus ums verschütten von kleinsten Mengen von Scheiße in Wasser, war ja nur der Versuch, Behandlungsmethoden zu generieren, die weniger tödlich als der Besuch des Doktors waren. Und was sich da alles als Heiler betätigen darf! Bader, die eigentlich ein Badehaus am Laufen hatten, durften neben dem Haareschneiden auch Zähne reißen. Pestdoktoren, markant mit ihrer Vogelmaske, öffneten die Pestbeulen und ließen den Eiter heraus, setzten Egel und Frösche auf und waren mit Sicherheit erstaunt, wenn mal ein Patient überlebte. Feldscher und Chirurgen, die lange Zeit nicht als Ärzte gesehen wurden. Quacksalber, die im Wilden Westen im Planwagen von Ort zu Ort tingelten und den Leuten Wundertinkturen andrehten.

In Cyberpnk-Settings ganz beliebt ist der Straßendoc, ein Arzt, der illegal die neuesten Implantate einbaut oder Schusswunden versorgt, ohne nachzufragen, woher diese denn stammen.

Im Rollenspiel kann der Doc (stellvertretend für alle, die Heilen können, von der Hexe bis zum ausgebildeten Arzt) ein zentraler NPC werden. Held*innen sollten sich immer fragen, ob sie dem Doc und seinen Heilmethoden vertrauen können, Heiltränke am besten Nebenwirkungen haben und auch die Verfolgung eines Quacksalbers, der mit seinen Mittelchen ein paar Leute auf dem Gewissen hat, bietet Potential.

 

Ein Haus für alle Kranken: Spital, Krankenhaus und Sanatorium

Das Krankenhaus ist die Weiterentwicklung der Hospize in den Klöstern und warne anfangs mindestens genauso schlimm. Für alle Nordlichter unter den Lesern: Spital wird das Krankenhaus bei unseren südlichen Nachbarn genannt. Bürgerspitäler waren die Hospize des mittelalterlichen Stadtbevölkerung und ich bin mir sicher, auch in eurer nähe gibt es irgendwo eine Spitalgasse. Heute sind Krankenhäuser hochmoderne Gesundheitsdienstleister, die mit einer Vielzahl diagnostischer Geräte ausgerüstet sind, Einzel oder Doppelzimmer haben und über Notaufnahme und OP-Räume verfügen. Spezialkliniken kümmern sich um bestimmte Krankheiten, in Geburtskliniken kommen Kinde auf die Welt, ohne dass sie oder ihre Mütter gleich am Leben bedroht sind.

Sanatorien sind das gleiche wie Kurkliniken bzw. Reha-Kliniken. Hier wird nicht (nur) die Erkrankung behandelt, sondern versucht, die Gesundheit der Patienten herzustellen. Diese Form von Einrichtung ist meist auf ein, zwei Krankheitsbilder spezialisiert und prägt meist den Ort, an dem sie gebaut wurden. Die dürfen sich dann Kurort nennen und „Bad“ im Namen führen. Die im Eingangspost genannten Gradierwerke z.B. finden sich in Bad Reichenhall und dieser Ort ist auf chronische Lungenerkrankungen spezialisiert. Einer der ältesten Kurorte Englands ist übrigens Bath, dort haben die Römer schon in Thermalquellen gekurt.

Verlassene Krankenhäuser und Sanatorien spielen überraschenderweise im Horror-Genre beliebt, obwohl hier den Menschen geholfen wird. In den Geschichten geht es dann immer um Experimente und Geister der Verstorbenen, die unerlöst durch die verlassenen Gebäude spuken.

Krankenhäuser und Sanatorien eignen sich im Rollenspiel als Kulisse für Spionageabenteuer oder Krimigeschichten. Ein Klassiker aus Tatorten ist ja der Zeuge, der im Koma in einem Bett liegt und der Täter, der einsteigt und den Zeugen die Beatmungsmaschine absteigt.

 

Einer flog übers Kuckucksnest: Psychiatrien

Vor allem die Call of Cthulhu Spieler*innen werden schon den ein oder anderen Besuch ihrer Chars in einer psychiatrischen Einrichtungen hinter sich haben. Kaum ein Ort, der im Horror-Genre so oft benutzt wird wie die Psychiatrie. Oft als trostloser, dunkler Ort, an dem mit Elektroschocks, Eiswasser und Lobotomie an Kranken herumexperimentiert werden und besonders aussichtslose Fälle, in Zwangsjacken gesteckt, in Gummizellen dahinvegetieren. Leider spielten Psychiatrien in der Vergangenheit tatsächlich eine unrühmliche Geschichte, die aber nun Gottseidank zum größten Teil überwunden wurde.

Neben der Kulisse für Horror-Szenarien eignet sich die Psychiatrie dazu, tatsächliche seelische Schäden durch die Konfrontation mit den großen alten zu kurieren. Und da gibt es noch drei Physiker, die sich selbst dort eingewiesen haben, aber bei bester Gesundheit sind und die Weltformel hüten…

 

Eine Insel ohne Berge: Leprakolonien und Quarantäneinseln

Ich hab hier mal vom Tagebuch Jack Londons erzählt, das er während eines total katastrophales Segelturns geschrieben hat. Auf Hawaii besuchte er eine Leprakolonie und lernte dort die Überlebenden, die Kranken und deren Familien kennen (Wie es übrigens der Autor der Schatzinsel gut 18 Jahre vor ihm auch getan hatte). Lepra ist eine heimtückische Krankheit, ausgelöst durch Mikrobakterien, die wohl schon seit der Bronzezeit durch die Welt frisst, bis 2005 eigentlich ausgerottet sein sollte, sich aber in Entwicklungsländern immer noch hält. Jesus Himself heilte gleich zwei Leprakranke, Balduin IV hatte es (der König aus Königreich der Himmel). Letzteren kostete es die Finger, das Augenlicht und die Nase, weshalb er eine Maske trug. Masken (Lepramäntel und Hute) und Rasseln waren im Mittelalter Erkennungszeichen der Erkrankten. Sie waren verpflichtet, mit den Rasseln Reisende zu warnen. Normalerweise lebten sie in Siechenhäusern, außerhalb der Siedlungen.

Außerhalb der Häfen, auf Inseln, lagen auch die Quarantänestationen mancher Nation. Povengila südlich von Venedig war ab 1782 Quarantäneinsel und verhinderte mindestens zwei mal, dass die Krankheit auf die Lagunenstadt übergriff, North Brother Island vor New York beherbergte ab 1885 ein Quarantänekrankenhaus (in dem Typoid Mary auch längere Zeit war) und auf Ellis Island entschieden Doktoren darüber, wer in die Isolation musste oder zurückgeschickt wurde oder ins gelobte Land kam.

Quarantäneinseln bieten sich für ein interessantes Setting an, da die Insel ein quasi-rechtsfreier Raum ist. Man kommt relativ leicht hinein, kann nicht von der Insel runter (rund um Povengila machten Patrouillen jagt auf Quarantäne-Flüchtige und die schickten die Flüchtigen mit Gewehrsalven runter auf den Grund der Lagune) außer man hat die Bestätigung, dass man absolut gesund ist und auf der Insel hat Geld und Rang keinen Wert mehr (also ein wirklich anarchistisches Setting). Vielleicht müssen die Held*innen in solch eine Lepra-Kolonie, weil sie einen Mord aufklären müssen, weil dort der letzte Überlebende einer fehlgeschlagenen Expedition zu einer Schatzinsel lebt oder weil sie bei der Einreise in ein Land in die Quarantäne gesteckt wurden.


Habt ihr noch weitere Ideen für Orte der Genesung? Schreibt sie in die Komentare.

3 Gedanken zu „Karneval der Rollenspielblogs: Seuchen und Krankheiten – Orte der Genesung

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