Vampire passen scho und riechen nach Patschuli

Und weiter gehts mit der Vampierpolemik, diesmal mit den positiven Seiten der Vampire.   3

Vampire sind der ideale Gegner_innen (Helden_innen) für lange Kampagnien

Vampire sind nicht richtig totzukriegen… zumindest seit den 80gern des letzten Jahrhunderts. Selbst wenn sie nach tausend Jahren tatsächlich mal den Kürzeren gegen einen Professor Abronsius und seinen Alfred ziehen: Ein treuer Igor, etwas Ketchup und schon steht der Kaziklu Bey wieder.

Genau das macht den Upior zum idealen Gegner_in für langfristige, Jahrzehnte umspannende Kampagnen oder, aus dem gleichen Grund, zu dessen Helden_innen. Man kann über Zeitepochen hinweg spielen. Man kann in stärker als zehn Ochsen zu seinen Hochzeiten und einen alten und gebrechlichen, aber auch intriganten Monster im Hintergrund zu seinen Tiefpunkten machen. Man kann ihn in ein Steinzeitsetting werfen und ein paar Abenteuer in New York des Jahres 2075 auftauchen lassen. Man kann ihm alles Gold und alle Schätze der Welt geben und ihn diese in der Tulpenmanie verlieren lassen.

Toll hat das übrigens Wolfgang Hohlbein, mein deutscher Lieblingsautor, in seiner Chronik der Unsterblichen gemacht. Im wilden Flug vom 15. Jhdt bis zur Belagerung Wiens und weiter Richtung unsere Zeit.Das gleiche geht natürlich auch mit der WoD. Beginnend im Mittelalter, über die viktorianische Zeit (ich wäre eher ein Fan von Western oder Australien zu dieser Zeit) in die 80ger und dann in ein cyberpunkiges 2075.

Egal ob als Gegner_in der Helden_innen, deren Enkel, Urgroßenkel und Ururgroßenkel oder als Protagonist einer Vampir-Kampagne… Vampire sind die ideale Klammer für solche Geschichten.

Vampire sind vielseitiger als die rüschenhemdtragenden Glitzervampire

Da wurde doch im Eisparadiesein wichtiger Punkt angesprochen, der in der bisherigen Polemik etwas unterging, aber im Rollenspiel unglaublich viel Potential hat: Jeder, wirklich jeder, kann Vampir werden (wobei die Methode von Fantasy-Universum zu Fantasy-Universum unterschiedlich ist. Mal reicht der Biss aus, Mal muss Sikaryan, also die Seelenkraft, ausgesaugt werden, manchmal braucht es Blut eines Vampirs oder ein magisches Ritual).

Ob Cindy, die alleinerziehende Supermarktkassiererin, Fernando, der Tauchlehrer aus Ibiza, oder Gronk, der Steinzeitmensch, es gibt keine Grenzen, wer Vampir werden kann. Wir sind nicht bei den Spartanern, wo der kleine Bucklige nicht mitmachen darf, oder in Hogwarts, wo Muggles draußen bleiben müssen. Hier darf jeder mitmachen, er muss nur gebissen werden. Was das angeht sind Vampire ausgesprochen egalitär. Gut, wenn man sich die WoD anschaut ansonsten bei gar nix, aber zumindest der Zugang steht mehr oder weniger jedem offen.

Quelle: Eisparadies

Die Möglichkeit, wirklich differenzierte Vampire zu schaffen, ist dadurch RIESIG. Schon allein Religionen bieten da Ausgestalltungsmöglichkeiten. Ich erinnere mich da an Chagal, den Wirt aus dem Tanz der Vampire. Der Wirt wird Opfer der Vampiere und liegt aufgebart in der Wirtsstube. Die Magd Magda schleicht sich zu ihrem nun toten Liebhaber und wird Zeuge, wie dieser sich als Vampir erhebt. Sie streckt ihm ein Kruzefix entgegen, dieser fängt schallend zu Lachen an und weißt sie darauf hin, das das Kreuz ihm nichts ankönne, er sei ja ein jüdischer Vampir. Terry Pratchet treib es in seine Vampirnovelle auf die Spitze: Der Obervampir versucht, seine Familie gegen religiöse Symbole zu immunisieren, doch dadurch entdecken die Vampire in so ziemlich allen ein Religiöses Symbol und werden so durch sich selbst besiegt. Der tollste Vampir, dier mir als Rollenspieler untergekommen ist, war ein Goblin-Vampir aus Unsterbliche Gier.

Cindy aus dem obrigen Zitat wäre übrigens ein interessanter Charakter für ein Buch oder eine Serie. Wie verhält sie sich gegenüber ihren Kindern? Wissen die, das Mama jetzt Blut geleckt hat? Was wird aus ihrer Arbeit? Wie befriedigt sie ihren Blutdurst? Gronk, der Steinzeitvampir wäre tatsächlich ein super Gegner für ein Vampirabenteuer in Rakshazar. Gabs da nicht auch einen Vampirfilm, der am Polarkreis gespielt hat?

Vampire haben ein Ziel

Der Kampf gegen den Verlust der Menschlichlkeit, gegen andere Vampirklans, gegen seinen Schöpfer oder die Suche nach Unsterblichkeit, der Heilung vom Vampirismus oder die suche nach der verlorenen Geliebten: Vampire haben ein Ziel, und Jahrhunderte Zeit, es zu erreichen. Gerade aber junge Vampire sollten dem großen Ziel noch rastlos hinterherlaufen, ältere sollten eher strategischer, aber dann auch skrupelloser vorgehen. Vampire verlieren aber auch viel: Geliebte Menschen überlebt man locker, die Menschlichkeit bleibt mit jedem Biss auf der Strecke, ja, vielleicht stirbt der Erzschurke, wegen dem man sich in einen Vampir verwandeln ließ, friedlich im Bett an Altersschwäche, wärendman selbst gerade ein Häufchen Asche ist. Was bleibt dann? Warum dann noch (un)lebendig sein wollen?

 

Vampire sind also ziemlich interessante Wesen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Sie bergen aber auch die Gefahr, einfach nur Lachnummer am Spieltisch zu sein, weil man sich eben zu sehr im Vampir-Schick der letzten zwanzig Jahre gefangen ist. Mehr Mut zur Kreativität ist gefragt!

 

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